Junge Unternehmer von Politik enttäuscht

„Wenig Hoffnung auf Reformen“ gibt es laut Markus Roth.
„Wenig Hoffnung auf Reformen“ gibt es laut Markus Roth.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Stimmung der Jungunternehmer ist schlechter als im Krisenjahr 2009. Daran ist auch die scheidende Regierung schuld.

Wien/hie. Man kennt die Klagen: Die Steuern sind zu hoch, die Geldgeber rar, und damit der Anreiz, Unternehmen zu gründen, niedrig. Laut einer aktuellen Umfrage der Jungen Wirtschaft sind die heimischen Jungunternehmer von der scheidenden Koalition ziemlich enttäuscht. Und auch das Vertrauen in die nächste Regierung ist prophylaktisch schon einmal enden wollend: „Jungunternehmer haben klare Erwartungen an die neue Regierung, aber auch ganz wenig Hoffnung, dass sie diese Erwartungen erfüllen wird“, sagt Markus Roth, Chef der Jungen Wirtschaft.

Im Krisenjahr und zu Beginn der Legislaturperiode sei die Grundstimmung tendenziell positiv gewesen. Nun folge die Ernüchterung. Blickten Mitte 2009 – also mitten in der Krise – noch 45 Prozent der jungen Unternehmer positiv in die Zukunft, sind es derzeit nur 20 Prozent. Die frühere „Optimismustankstelle“ Jungunternehmer sei wesentlich pessimistischer geworden, so Roth. Schuld seien die schwache wirtschaftliche Dynamik und der „fehlende Reformeifer“ der Politik bei Zukunftsthemen. „Die Politik hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht“, sagt Roth.

„Einladung zur Hängematte“

Von der nächsten Regierung wünschen sich die Jungunternehmer einen raschen Schuldenabbau, eine Steuerreform, bessere Rahmenbedingungen für alternative Finanzierungsformen, Investitionen in Bildung sowie eine „leistungsgerechte“ Steuerreform. Für Roth heißt das vor allem: „keine neuen Steuern“. Wie die Reform genau aussehen soll, sagte er jedoch nicht. Ein niedrigerer Eingangssteuersatz sei „ein guter Ansatz“, zudem sollten Menschen, die investieren, steuerlich entlastet werden. Die Lohnnebenkosten müssten dringend gesenkt werden: Derzeit gleiche das Steuersystem eher einer Einladung zur Hängematte. Es gehe einem nicht wirklich schlechter, „wenn man weniger tut“, so Roth. Dass die nächste Regierung die ersehnte Steuersenkung in Angriff nimmt, trauen ihr aber lediglich 14 Prozent der Befragten zu. 82 Prozent wollen eine rasche Senkung der Staatsschulden, 97 Prozent halten einen Bürokratieabbau für die geeignete Maßnahme, die Schulden abzubauen. 92 Prozent sprechen sich gegen neue Steuern aus.

Errungenschaften sind laut Roth die „GmbH neu“, die Anfang Juli in Kraft getreten ist. Das Mindeststammkapital beträgt nun 10.000 statt zuvor 35.000 Euro. Positiv sei auch die beschlossene Anhebung der Prospektpflichtgrenze von 100.000 auf 250.000 Euro. Roth sieht das aber eher als „Zwischenschritt“: Er fordert die stufenweise Anhebung der Grenze auf fünf Millionen Euro. Jedoch ist es nur für 19 Prozent der Jungunternehmer wahrscheinlich, dass die nächste Regierung die Rahmenbedingungen für Gründer verbessern wird.

Regierungswechsel gewünscht

Wünschen sich die Jungunternehmer also einen Regierungswechsel? Diese Interpretation sei zulässig, sagte Roth. Welche Regierung an Stelle der rot-schwarzen Koalition stehen solle, sagte er nicht. Es wären wohl theoretisch alle Parteien zu Reformen in der Lage, weil es in keiner Partei nur Verhinderer gebe: „Wir könnten in Österreich die perfekten Rahmenbedingungen haben. Aber die Politik muss dafür mutige Schritte setzen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2013)

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