Literatur

Hallo, hier spricht der Fernseher

Wie reagiert die Gesellschaft auf Abweichungen, auf Fehler? Die 1985 geborene Sara Wegmann umkreist diese Themen vergnüglich und gewieft.
Wie reagiert die Gesellschaft auf Abweichungen, auf Fehler? Die 1985 geborene Sara Wegmann umkreist diese Themen vergnüglich und gewieft.Wiebke Zollmann
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Sara Wegmanns „Sirma“ ist ein verspielter Roman über ein ernstes Thema: Was, wenn man keine eigenen Worte hat?

Wir sind in Pakistan, und der Fernseher läuft. Er läuft und läuft, zum Glück für die Großmutter, die sich damit die Zeit vertreibt. Zum Glück für Sirma. Denn Sirma lernt nicht sprechen wie andere Kinder. Sie schnappt nicht einfach Wörter auf, kein „Mama“, kein „Papa“, kein „Auto“. Was ihr bleibt: Sie lernt Phrasen aus den Nachrichten auswendig, aus alten und neuen Filmen, Krimis und Dokumentationen, und setzt sie ein. Das passt manchmal. Und manchmal auch gar nicht.

„Warum bist du mit dem dümmsten Mädchen der Klasse befreundet?“

Für uns Lesende ist das lustig. Die ehrgeizige Mutter verzweifelt darob. Auch weil Sirma sich in der Schule ausgerechnet mit Bolli zusammentut, die kein Urdu kann und darum schweigt. „Warum bist du mit dem dümmsten Mädchen der Klasse befreundet? Gibt es keine anderen Kinder, mit denen du dich anfreunden kannst?“ – „Entschuldigung, ich habe nicht verstanden?“ – „Was gibt es da zu verstehen? Von allen Kindern suchst du dir das zur Freundin aus, das nicht reden kann!“ – „Why are you getting so livid?“ – „Mit dir zu reden, ergibt keinen Sinn.“ – „Du liebst nur dich selbst, Schwester!“

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