Einhelliger Jubel für Bohuslav Martinůs bewegende Oper „The Greek Passion“ in der klugen Regie von Simon Stone und mit einem starken Ensemble, dem Staatsopernchor und den Philharmonikern unter Maxime Pascal: ein szenisch-musikalisches Plädoyer für eine christliche Nächstenliebe, die es unter Christen so schwer hat wie überall sonst auch.
Das ist das Bequeme am sogenannten Einzeltäter: Auf ihn lassen sich alle verbrecherischen Gedanken projizieren, seine Tat verurteilt ihn und nur ihn. Alle anderen, mögen sie im Herzen auch der gleichen Meinung gewesen und nicht minder gewaltbereit sein, können sich als rechtschaffene Menschen darüber empören. Wie beim biblischen Ritual des Sündenbocks: Der wird zu Jom Kippur in die Wüste getrieben, beladen mit allen Sünden des Volkes, das sich dadurch gereinigt fühlen darf.