Morgenglosse

Warum Saudiarabiens Fußballoffensive zum Problem für Europa wird

Neymar nach seiner Vertragsunterzeichnung bei Al Hilal am Dienstag.
Neymar nach seiner Vertragsunterzeichnung bei Al Hilal am Dienstag. Reuters / Handout
  • Drucken
  • Kommentieren

Hätte nur Cristiano Ronaldo den Weg in die Wüste gefunden, wäre jetzt alles halb so schlimm.

Transferoffensiven von Ländern und Ligen außerhalb Europas hat es immer schon gegeben. Um den Soccer in den USA zu einem Popularitäts-Boost zu verhelfen, kickte etwa Franz Beckenbauer schon in den Siebzigerjahren in New York. Später folgten Japan, China, Indien oder Katar diesem Beispiel.

Keiner dieser Vorstöße veränderte den Fußball in Europa nachhaltig. Sie verliefen im Abseits, weil die besten Fußballer in ihren besten Jahren doch in England, Spanien oder Italien ihren Träumen folgen wollten. So wie sie es sich immer vorgestellt hatten. Einmal die Champions League zu gewinnen, diese Sehnsucht hat in schon in jungen Jahren die Messis und Ronaldos dieser Welt geeint.

Die neue Realität

Der gegenwärtige Sturmlauf Saudiarabiens aber ist anders gelagert. Noch nie zuvor hat ein Land mit einer derartigen Konsequenz seine fußballerischen Ziele verfolgt. Finanziell spielt das Königreich mit Öl-Milliarden und vollgepumptem Staatsfond in einer neuen, ganz eigenen Liga, was ganz offensichtlich Türen öffnet, die für China und andere nicht-europäische Buhler zuvor versperrt blieben.

Wäre es nur der sich auf der Zielgeraden seiner Karriere befindliche Cristiano Ronaldo (38) gewesen, der mit Jahreswechsel als erster Star dem Lockruf aus der Wüste erwidert hätte – das mediale Echo wäre eher früher denn später verhallt. Mit den Verpflichtungen von Karim Benzema (35), Sadio Mané (31), Roberto Firmino (31) oder zuletzt Neymar (31) sichert sich Saudiarabien aber konsequente PR – und tatsächlich fußballerische Qualität.

Zur sportlichen Einordnung: Benzema hatte in der abgelaufenen Saison für Real Madrid in 44 Spielen 31 Tore erzielt. Der Franzose ist kein Auslaufmodell. Er zählt unbestritten immer noch zu den besten Stürmern der Welt.

Al Nassr statt FC Barcelona

Angezogen von astronomischen Gehältern haben dieses Jahr schon über 30 namhafte Profis Europa den Rücken gekehrt und sind nach Saudiarabien übersiedelt. Klubs wie Liverpool, Barcelona oder Chelsea sind nur noch eine Notiz in deren Viten. Die Gegenwart für diese Fußballer heißt Al Ahli, Al Nassr oder Ettifaq FC.

Die jüngsten Entwicklungen auf dem Transfermarkt rütteln schon an den Grundfesten des Weltfußballs. Würden aber auch noch Kylian Mbappé oder Erling Haaland, die aktuell Besten ihres Fachs, in die Wüste gehen, hätte Fußball-Europa endgültig ein Problem. Bei Mbappé ist Saudiarabien zumindest mit seinem ersten Vorstoß abgeblitzt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.