"Große Blamage": Deutsche-Bahn-Chef entschuldigt sich

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Erstmals seit Bekanntwerden der Personalengpässe wandte sich Rüdiger Grube an die Kunden. Am Wochenende gab es in Mainz keine Ausfälle.

Nach dem Bahnchaos der vergangenen Wochen am Mainzer Hauptbahnhof sind die Züge am Wochenende vorübergehend wieder normal gefahren. Am Samstag und Sonntag galt nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) der normale Fahrplan. Als nächster Test gilt nun das Ende der Schulferien im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz am Montag, wenn wieder Einschränkungen bei den Zugverbindungen gelten.

DB-Vorstandschef Rüdiger Grube wandte sich erstmals seit Bekanntwerden der Personalengpässe an die Kunden. "Ich entschuldige mich ausdrücklich für die entstandenen Probleme", sagte er der "Welt am Sonntag". Die Zugausfälle seien "eine große Blamage für die Bahn", so Grube in der "Bild am Sonntag".

Auch an den übrigen August-Wochenenden sollen in Mainz keine Züge mehr ausfallen. Unter der Woche gilt allerdings noch bis Ende des Monats ein eingeschränkter Fahrplan. An den Anzeigetafeln am Mainzer Hauptbahnhof waren Samstagfrüh die vielen "Fällt aus"-Banner der vergangenen Tage verschwunden, Verspätungen bewegten sich im üblichen Ausmaß.

Seit zwei Wochen Zugausfälle

Seit zwei Wochen fallen am Mainzer Hauptbahnhof Züge aus oder müssen umgeleitet werden. Grund ist ein Personalmangel im Stellwerk ("Die Presse" berichtete). Dies hatte zu einer deutschlandweiten Debatte über Engpässe bei der Deutschen Bahn geführt. Trotz des Notfallfahrplans soll zum Schulstart nach den rheinland-pfälzischen Sommerferien am Montag der Zugverkehr für die Schüler in den Stoßzeiten weitgehend gesichert werden.

Der deutsche Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will als Konsequenz aus dem Personalchaos einen "größeren Teil" der Dividende des Staatskonzerns wieder in das Netz investieren. Auch die Gewinne der Netzsparte sollten dort verbleiben, sagte der Politiker dem "Spiegel". Er räumte allerdings ein, dass dies alles Zeit brauche.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hatte sich in der "Bild am Sonntag" dafür ausgesprochen, zu prüfen, ob die Bundesrepublik Deutschland als Eigentümer der Bahn auf einen Teil der umstrittenen Dividende verzichten könne. Für das Jahr 2012 zahlte die Deutsche Bahn AG eine Ausschüttung von 525 Millionen Euro an den Bund.

"Kann Situation nicht auf Knopfdruck ändern"

Grube betonte, das Management werde gemeinsam mit der Gewerkschaft prüfen, wo es Unterbesetzungen in dem Konzern gebe. Allerdings könne er nicht garantieren, dass es nicht mehr zu Ausfällen kommt. "Man kann die Situation nicht per Knopfdruck ändern. Fahrdienstleiter ist doch nicht irgendein Job wie Wurstwenden an der Frittenbude", sagte Grube der "Welt am Sonntag". Gegenmaßnahmen seien jedoch eingeleitet: "Wir werden vor allem unser Frühwarnsystem zur Erkennung von Engpässen verbessern", betonte Grube in der "Bild am Sonntag".

Verkehrsminister Ramsauer lehnte eine Trennung der Sparten Netz und Betrieb als Reaktion auf die Krise bei der Bahn ab. Dafür gebe es in der Bundesregierung keine Befürworter. "Wir stehen zum integrierten Konzern." Kritiker werfen der Bahn vor, dass sie im Schienennetzbereich hohe Gewinne erzielen wolle und deshalb nicht ausreichend investiere. Die Folge seien Engpässe wie am Mainzer Hauptbahnhof.

Das deutsche Eisenbahnbundesamt (EBA) hat inzwischen vom Vorstand der Bahn Informationen über Besetzung von Stellwerken, zur Personalbemessung und auch zur Ausbildung von Fachkräften eingefordert. "Wir interessieren uns generell für das Thema", sagte Gerald Hörster, der Präsident der Aufsichtsbehörde, dem "Handelsblatt" (Montag). "Nicht nur bei Stellwerken." Die derzeitigen Probleme nehme man zum Anlass, alle sicherheitsrelevanten Betriebsbereiche bei der Deutschen Bahn zu prüfen.

(APA/dpa)

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