Leitartikel

Österreichs beste Klimabilanz darf keine Eintagsfliege bleiben

Energiekrise und mildes Wetter drückten die Emissionen 2022 auf ein Rekordtief. Darauf können wir nicht ewig bauen. Aber das müssen wir auch nicht.

Am Donnerstag war große Feierlaune angesagt im österreichischen Klimaschutzministerium. Gut, statt Champagner gab es Apfelsaft und Mineral, aber den kollektiven Siegestaumel störte das nicht. Immerhin durfte die grüne Ministerin Leonore Gewessler die erste wirklich herzeigbare Treibhausgasbilanz seit Jahren in die Kameras halten: Die heimischen Emissionen sanken 2022 demnach um 6,4 Prozent auf 72,6 Millionen Tonnen. Es ist der niedrigste Wert seit das Umweltbundesamt 1990 mit der systematischen Erhebung dieser Daten begonnen hat. Österreich bewegt sich damit nicht nur endlich in Richtung der strengen EU-Ziele für 2030. Das Papier wurde auch gleich als Beweis dafür genommen, dass in der heimischen Klimapolitik doch vieles besser läuft, als landläufig gedacht.

Ob diese These allerdings die kommenden Monate überleben wird, bleibt abzuwarten. Denn Fakt ist: Ohne den warmen Winter und die verheerende Energiekrise des Vorjahres wäre die Rekordbilanz nie und nimmer möglich gewesen. Der russische Einmarsch in die Ukraine heizte die Strom-, Öl- und Gaspreise so stark an, dass selbst notorisch veränderungsresistente Zeitgenossen das Energie- und damit Geld-Sparen für sich entdeckt haben. Deshalb schon darüber zu jubeln, dass Österreich die Sache im Griff hätte, ist reichlich verfrüht. Im Vorjahr schaffte es das Land recht unerwartet, das EU-Ziel zu erreichen. Die Prognose für die kommenden Jahre sieht jedoch ganz anders aus. Um die Lücken zu schließen, können wir uns nicht weiter auf warmes Wetter und andere Zufallsfaktoren verlassen. Die guten Zahlen des Vorjahres sind also erfreulich, aber noch lange kein Freibrief, um die Klimapolitik jetzt schleifen zu lassen.

Doch die Bilanz sollte auch als Motivation dienen, zeigt sie doch ganz deutlich, worauf sich Österreich im Klimaschutz verlassen kann.

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