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ORF saß russischer Propaganda auf

ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz
ORF-Korrespondent Christian WehrschützAPA/FLORIAN WIESER
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Ein „Zeit im Bild“-Beitrag von Christian Wehrschütz zu Korruption und Zwangsmobilisierung in der Ukraine zeigte falsche Bilder, ergab ein Faktencheck der Plattform „Mimikama“. Der ORF gestand seinen Fehler ein.

Der ORF ist russischer Propaganda aufgesessen: Am Dienstag gab es in der „Zeit im Bild“ einen Bericht über Korruption und Zwangsmobilisierung in der Ukraine, gestaltet von ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz. Unterlegt war er mit Bildern, die aber nichts mit dem Thema zu tun haben, sondern aus anderen Kontexten stammen. Zu diesem Ergebnis kam ein Faktencheck der Plattform „Mimikama - Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch“. Der ORF hat den Fehler eingestanden und angekündigt, sich mit Fake News auseinanderzusetzen.

Der Beitrag sollte Videos zeigen, in denen ukrainische Männer festgenommen werden, weil sie nicht in den Krieg wollen. Doch tatsächlich dürfte anderes zu sehen sein, so „Mimikama“. Auf einem sei die Festnahme eines Agenten des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB zu sehen, auf dem anderen ukrainische Studenten, die nicht im Ausland studieren dürfen und daher an der Grenze zu Polen demonstrieren, wobei einer abgeführt wird. Die Videos seien anschließend zu prorussischen Propagandazwecken in neue Kontexte gesetzt und online verbreitet worden.

Botschafter forderte Richtigstellung

Der Beitrag rief auch den ukrainischen Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez, auf den Plan. Er forderte auf X, vormals Twitter, eine Richtigstellung durch den ORF.

Dieter Bornemann, Vorsitzender des ORF-Redaktionsrats, betonte gegenüber Puls24, den Vorfall sehr ernst zu nehmen und die Videos zu überprüfen. Kurz darauf reagierte der ORF auf X: „Weiterführende Recherchen des ORF und eine nochmalige Überprüfung haben ergeben, dass die angesprochenen Videos aus der Ukraine nicht den in der ,Zeit im Bild‘ transportierten Inhalten entsprechen, was der ORF außerordentlich bedauert.“

Zudem kündigte das öffentlich-rechtliche Medienhaus an, den Beitrag über die Ukraine-Videos richtigzustellen und den Vorfall zum Anlass zu nehmen, sich „on-air mit dem Thema Fake-News im Informationskrieg auseinanderzusetzen“.

Wehrschütz: „Wird mir eine Lehre sein“

Auch Christian Wehrschütz, der den Beitrag gestaltet hatte, meldete sich auf X zu Wort. Er hielt fest, dass er die Videos nicht zusätzlich überprüft habe, weil sie „aus seriöser Quelle stammten“. „Der Fehler wird mir eine Lehre sein, der erste in 23 Jahren Korrespondent“, schrieb der ORF-Journalist und meinte, dass der Beitrag trotz der unstimmigen Videos richtig sei. (APA)

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