Klima: Wandel

Europa geht unversichert in die Klimakrise

90 Prozent der Schäden durch Naturkatastrophen in Europa waren heuer nicht durch Versicherung gedeckt.
90 Prozent der Schäden durch Naturkatastrophen in Europa waren heuer nicht durch Versicherung gedeckt. Imago / Luka Dakskobler
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Versicherungskonzerne warnten als Erste vor den schweren Folgen der Erderhitzung. Heute halten viele von ihnen am fossilen Geschäft fest und zieren sich, den Menschen die Risken häufigerer Naturkatastrophen abzunehmen.

Sie haben es früh geahnt: Während der Rest der Welt Klimaschutz noch für das Hobby einiger Spinner gehalten hat, warnten die großen Versicherungskonzerne bereits davor, dass der menschgemachte Klimawandel Stürme, Dürren und Überflutungen häufiger und heftiger machen werde. Schließlich kennen die Assekuranzen die Risken, die andere lieber verdrängen oder abschieben wollen, so gut wie keine andere Branche. Schon 1973 veröffentlichte etwa die Münchener Rück eine Studie, in der sie mögliche Folgen der Erderhitzung beschrieb. Nur hören wollte das damals kaum jemand, den Versicherern wurde Panikmache und Profitgier unterstellt. Je mehr Angst vor der Katastrophe herrsche, desto einfacher seien höhere Prämien durchzusetzen, so die Behauptung.

Heute ist vieles anders: Die Tatsache, dass die Menschen mit dem Verbrennen von Kohle, Öl und Gas so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre gebracht haben, dass die Erde heute 1,2 Grad heißer ist als vor der Industrialisierung, ist ein alter Hut. Auch das Zusammenspiel von Klimawandel und der Häufigkeit von Extremwetterereignissen ist immer besser erforscht und belegt. Die Rolle der Versicherer ist jedoch etwas ambivalenter geworden.

Klima-Allianz implodiert

Zwar warnt die Branche noch immer nach jedem größeren Regen vor den Gefahren des Klimawandels und feiert sich als Vorreiter des Klimaschutzes. Gleichzeitig implodiert gerade ihr selbst geschaffenes Klimabündnis, die Net Zero Insurance Alliance (NZIA), in dem sich die Assekuranzen verpflichten wollten, das fossile Geschäft zurückzufahren. Im Frühsommer verließ Europas größter Versicherungskonzern, Allianz, das Klimabündnis, mittlerweile ist bis auf die Generali kein großer Name aus Europa mehr dabei. Ein Grund für den Exodus ist die Attacke der Republikaner in den USA, die damit gedroht hatten, Mitglieder des Klimabündnisses mit Kartellklagen einzudecken. Das Risiko, tatsächlich vor einem US-Gericht zu landen und vielleicht auch noch zu verlieren, war den meisten Versicherern einfach zu groß.

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