Sprengsätze detoniert

Zeugen Jehovas: Erhöhter Schutz bei Kongress

Im Ernst-Happel-Stadion trafen sich etwa 10.000 Zeugen Jehovas.
Im Ernst-Happel-Stadion trafen sich etwa 10.000 Zeugen Jehovas.APA/Steinmaurer
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Am Samstag waren zwei Sprengsätze an Autos von Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft detoniert. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) hat eine eigene Ermittlungsgruppe eingerichtet.

Der große zweisprachige Kongress der Zeugen Jehovas im Wiener Ernst-Happel-Stadion ist am Sonntag mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen angelaufen - und ohne Zwischenfälle wieder zu Ende gegangen. Tags zuvor waren in der Südsteiermark zwei Sprengsätze an Autos von Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft detoniert. Die Zusammenhänge sind unklar. Im Stadion trafen sich rund 10.000 Mitglieder aus dem In- und Ausland.

Eine unbekannte Person hatte die Sprengsätze angebracht, während die Besitzer der Fahrzeuge bei einer Gebetsstunde der Glaubensgemeinschaft „Zeugen Jehovas“ waren. Verletzt wurde niemand. Ob ein Zusammenhang mit der Glaubensgemeinschaft besteht, wird noch geprüft. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) hat eine eigene Ermittlungsgruppe eingerichtet. Laut einer Sprecherin der Zeugen Jehovas wurden für den Kongress in Wien die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Große Verunsicherung gebe es bei den Teilnehmern aber nicht. Im Ernst-Happel-Stadion findet einer der weltweit 6000 Kongresse von Jehovas Zeugen zum Thema „Übt Geduld“ statt. Das Programm wird in deutscher und bosnisch-kroatisch-serbischer Sprache abgehalten. Der Abschluss der diesjährigen Kongress-Serie in Österreich findet vom 25. bis 27. August in der Olympiahalle in Innsbruck statt.

Suche nach Augenzeugen

Unterdessen ermitteln das LVT und Sprengstoffexperten im südsteirischen Leibnitz weiter: Laut Polizeisprecher Markus Lamb wurden relativ viele Teile der Sprengsätze sichergestellt. Die Einzelteile sollen nun für eine Rekonstruktion wieder möglichst zusammengefügt werden. Klar sei mittlerweile, dass es sich um „keine 0815-Sprengsätze oder einfache Böller“ gehandelt habe: „Sie hätten mehr Schaden anrichten können, als sie letztendlich haben.“ Warum sie offenbar nicht ihr ganzes Sprengpotenzial entfaltet haben, werde noch analysiert. Diesbezüglich seien zwei Varianten denkbar: Entweder wollte der oder die Täter bewusst nicht mehr Schaden anrichten und sie nur zum „Schrecken einjagen“ nutzen, oder es wurde beim Bau der Sprengsätze ein Fehler gemacht, weshalb die Detonationen schwächer ausfielen.

Die Motivlage sei laut Lamb weiterhin unklar. Daher würden nun Umfelderhebungen geführt. Mitglieder der Zeugen Jehovas werden ebenso wie Nachbarn befragt. Die Ermittler hoffen weiterhin auf mögliche Augenzeugen, die verdächtige Personen nahe des Schotterparkplatzes eines Autohändlers nahe des Königreichssaals, in dem die Gebete stattgefunden haben, gesehen haben.

Der Parkplatz ist auf der einen Seite von Bahngleis-Lärmschutzwänden und auf der anderen Seite von einer Hecke begrenzt und daher relativ uneinsichtig. Die beiden Fahrzeuge, an denen die Sprengsätze montiert wurden, waren mit dem Heck zur Hecke geparkt, wodurch der oder die Täter wohl vor Blicken geschützt die Montagen vornehmen konnten.

Die Zeugen Jehovas sind nun schon zum zweiten Mal in diesem Jahr im deutschsprachigen Raum mit einer Gewaltaktion konfrontiert. Bei einem Amoklauf durch ein ehemaliges Mitglied starben im März in Hamburg sieben Zeugen und der Täter selbst. Die Zeugen Jehovas sind in Österreich eine staatlich anerkannte Kirche. Nach mehr als 30 Jahren Einsatz hatte das zuständige Kultusamt im Mai 2009 der damals fünftgrößten Glaubensgemeinschaft in Österreich grünes Licht gegeben. (red.)

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