Quergeschrieben

Nur ein Buchstabe unterscheidet Identitär und Identität

Die Hüter der woken Moral bekämpfen Rassismus mit Rassismus, wie die Aufregung um Bradley Cooper zeigt. Er trägt als Leonard Bernstein eine Nasenprothese.

Eigentlich bin ich ja der Meinung, dass jemand, der Stimmen aus dem Netz hört, schleunigst einen Arzt aufsuchen sollte. Aber nun haben es die Stimmen aus dem Netz in die Schlagzeilen der Medien geschafft, weil – Skandal! – ein nicht jüdischer Schauspieler – Bradley Cooper – ein jüdisches Musikgenie – Leonard Bernstein – spielt. Der Pianist, Komponist und Dirigent hatte neben einer beeindruckenden Haarpracht bekanntlich auch eine markante Nase. Cooper nicht, obwohl: So klein ist seine ihm angeborene Nase nun wieder auch nicht. Wie dem auch sei. Zwecks größtmöglicher Ähnlichkeit mit Bernstein trägt er für die Rolle nicht nur eine Perücke, sondern auch eine Nasenprothese. Jewfacing!, zwitschern die Netz-Stimmen erbost. Die große Nase bediene antisemitische Klischees und Stereotypen. Und überhaupt: Warum spiele nicht ein Jude diese Rolle? Die wackeren Hüter einer woken Moral scheinen tatsächlich Rassismus mit Rassismus bekämpfen zu wollen. Denn was hieße dieser identitätspolitische Unfug zu Ende gedacht: dass Bernstein eine große Nase hatte, weil er Jude war? Dass nur Juden große Nasen haben? Dass Juden nur Juden, aber keinen Nichtjuden spielen dürfen? Die Identitären sind sicher dankbar, dass die Woke Society vollenden will, wovon Alt- und Neonazis so sehnsüchtig träum(t)en.

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