Kommissionspräsidentin von der Leyen und Ratspräsident Michel verhandeln in Athen mit Kandidaten. Im Oktober legt die EU-Kommission ihren Erweiterungsbericht vor.
Wien/Brüssel/Athen. Während der ersten Jahrzehnte der europäischen Integration gaben die Beitritte weiterer europäischer Staaten zur Europäischen Gemeinschaft bzw. der EU den Arbeitstakt in Brüssel vor – denn mit jeder Erweiterungsrunde wurde der Bedarf an neuen politischen Prozedere offensichtlich.
Doch seitdem die Union vor mittlerweile gut einem Jahrzehnt die ersten zaghaften Schritte auf dem Balkan unternommen hat (mit den Beitritten Rumäniens und Bulgariens 2007 sowie Kroatiens 2013), hat der Erweiterungselan spürbar abgenommen. Was einerseits mit den seither bewältigten bzw. erlittenen Krisen zusammenhängt, andererseits aber mit der Größe der Herausforderung.
Im Endspurt der traditionellen Brüsseler Sommerpause unternahmen Ursula von der Leyen und Charles Michel einen neuen Anlauf zur Wiederbelebung des EU-Erweiterungsprozesses.
Die Präsidentin der Europäischen Kommission und der Präsident des Europäischen Rates trafen Montagabend in Athen unter der Ägide von Premierminister Kyriakos Mitsotakis zu informellen Gesprächen mit Kandidaten vom Westbalkan zusammen. Ob Wolodymyr Selenskij, der Präsident des geostrategisch wohl heikelsten Beitrittsaspiranten Ukraine, Athen ebenfalls eine Blitzvisite abstatten würde, war bis zuletzt unklar – nach Informationen des griechischen Blatts „To Vima“ werde die Teilnahme Selenskijs aus Sicherheitsgründen bis zum Schluss offengelassen.