Raumfahrt

Indien schafft erste weiche Landung in Südpolregion des Mondes

Jubel in Indien über die gelungene Mondlandung (hier in Chennai).
Jubel in Indien über die gelungene Mondlandung (hier in Chennai). APA / AFP / R. Satish Babu
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Chandrayaan-3 bzw. dessen Sonde Vikram setzten am frühen Mittwochnachmittag (MESZ) sicher auf, der Subkontinent feiert. Erst vor Tagen war eine russische Mondsonde dort abgestürzt.

Nur wenige Tage nach dem Scheitern der russischen Mondlandemission Luna-25 hat es Indien als viertes Land geschafft, eine Sonde weich auf dem Mond abzusetzen. Chandrayaan-3 („Mondfahrzeug“) setzte diese Sonde demnach am frühen Nachmittag MESZ in der Südpolregion des Mondes auf, teilte die indische Weltraumbehörde ISRO mit. Chandrayaan ist der Name der Gesamtmission sowie des Orbiters, das Landemodul heißt Vikram.

Die Sonde Vikram ist zugleich die erste, die das in dieser Region geschafft hat, und genau hier hätten auch die Russen ihren Apparat landen wollen. Allerdings landete Vikram (wie geplant) nicht exakt auf 90 Grad südlicher Breite, also dem eigentlichen Pol, sondern doch noch in ziemlicher Entfernung davon auf rund 69 Grad Süd zwischen den Kratern Manzinus C and Simpelius N, umgerechnet sind das mehr als 600 Kilometer.

Es sei ein großer Sprung, sagte der vom BRICS-Gipfel in Südafrika zugeschaltete Premierminister Indiens, Narendra Modi. Eine sanfte Mondlandung war zuvor nur der Sowjetunion, den USA und China geglückt; Letzteres schaffte das zuletzt 2020. Ein früherer Landungsversuch Indiens im Sommer 2019 war gescheitert, diese Sonde zerschellte auf dem Mond.

Indiens Premierminister Narendra Modi, hier bei einer Direktübertragung vom BRICS-Gipfel in Südafrika, gratuliert der indischen Weltraumorganisation ISRO.
Indiens Premierminister Narendra Modi, hier bei einer Direktübertragung vom BRICS-Gipfel in Südafrika, gratuliert der indischen Weltraumorganisation ISRO.APA / AFP / Dibyangshu Sarkar

Der Flug hatte am 14. Juli bei der Satish Dhawan Space Station im südlichen Bundesstaat Andhra Pradesh begonnen. Mit der unbemannten Mission will Indien die bisher kaum untersuchte Südseite des Mondes rund zwei Wochen lang erforschen, dafür ist auch ein Rover (Mondfahrzeug) namens Pragyan dort. Die Südpolregion ist von besonderem Interesse, weil dort unter der Oberfläche Vorkommen von Wassereis lokalisiert wurden. Künftige Mondmissionen könnten das für chemische Reaktionen benützen, zur Herstellung von Treibstoff mittel komplexer Verfahren oder auch für den menschlichen Konsum.

Die meisten Mondlandungen hatten bisher Gegenden unweit des Mondäquators zum Ziel. Sechs der zuvor 22 erfolgreichen Missionen dieser Art waren bemannt (die Apollo-Flüge der USA von 1969 bis 1972),

Tiroler Gratulationen stellvertretend für Europa

Unmittelbar nach dem Touchdown sendete die Europäische Raumfahrtbehörde ESA via X (vormals Twitter) Glückwünsche. „Unglaublich!“, schrieb der aus Tirol stammende ESA-Generaldirektor, Josef Aschbacher: „Was für eine Art, neue Technologien zu demonstrieren und Indiens erste weiche Landung auf einem anderen Himmelskörper zu verwirklichen. Großartig gemacht, ich bin rundum beeindruckt.“

Aschbacher verwies in einer Nachricht auf die Unterstützung seitens der ESA. So war man in das laufende Monitoring der Funktionen des Landemoduls eingebunden. Auch europäische Weltall-Kommunikationssysteme wurden in den Dienst der wegweisenden indischen Mission gestellt.

Grafische Animation der Mondsonde kurz vor ihrem Aufsetzen.
Grafische Animation der Mondsonde kurz vor ihrem Aufsetzen. APA /AFP

Indiens Weltraumprogramm hatte in den 1960er-Jahren begonnen. In den ersten Jahrzehnten lag der Fokus vorwiegend darauf, Satelliten günstig ins All zu befördern. Inzwischen hat Indien ehrgeizigere Ziele, die durchaus bis zum Mars reichen. Zuletzt wurde zudem bei einem Besuch von Indiens Premierminister Narendra Modi bei US-Präsident Joe Biden eine verstärkte Zusammenarbeit in Sachen Raumfahrt angekündigt.

Inzwischen versuchen sich auch Privatunternehmen am Mond. Eine privat finanzierte Mondlandung war erst im April gescheitert: Die Sonde „Hakuto-R“ der japanischen Raumfahrtfirma Ispace stürzte unkontrolliert dort ab. Zuvor waren andere private Mondmissionen gescheitert. Demnächst wollen sich die US-Firmen Astrobotic und Intuitive Machines unabhängig voneinander an einer Landung versuchen. Motivation ist der potenziell gewinnbringende kommerzielle Transport von Gütern zum Mond bzw. von dortigen Rohstoffen zur Erde. (ag./Wolfgang Greber)

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