Russland

Ein Tod, den viele prophezeit haben: „In sechs Monaten ist Prigoschin tot“

Freundschaften in Russland. Das Bild zeigt Putin und Prigoschin anno 2010 in einer Fabrik Prigoschins, wo Essen für Petersburger Schulkinder gekocht wurde.
Freundschaften in Russland. Das Bild zeigt Putin und Prigoschin anno 2010 in einer Fabrik Prigoschins, wo Essen für Petersburger Schulkinder gekocht wurde.Getty
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Der berüchtigte Wagner-Söldner-Führer Jewgeni Prigoschin könnte bei einem Flugzeugabsturz nahe Moskau gestorben sein. Sein Name stand auf der Passagierliste - und eine den Söldnern nahestehende Telegram-Gruppe sprach ebenfalls von Prigoschins Tod.

„In ein paar Jahren wird man ihn am Galgen baumeln sehen“, meinten manche Beobachter des Ukraine-Krieges düster schon im Vorjahr. „In sechs Monaten ist er tot, oder es wird einen zweiten Putsch in Russland gegeben haben“, orakelte Christo Grozev, Investigativjournalist der in Amsterdam ansässigen Nachrichtenplattform Bellingcat, vor nicht ganz zwei Wochen in einem Gespräch mit der Financial Times.

Am späten Mittwochabend mehrten sich die Hinweise, dass diese Vorhersagen eingetroffen sein könnten: Der (Ex)-Chef der berüchtigten russischen Söldnerarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, könnte bei einem Flugzeugabsturz nahe Moskau ums Leben gekommen sein. Laut russischen Medien und der nationalen Luftfahrtbehörde befand sich der 62-Jährige an Bord eines Privatjets vom Typ Embraer Legacy 600, der am Mittwoch bei einem kurzen Flug von Moskau nach St. Petersburg Videoaufnahmen zufolge in der Region Twer wie ein Stein vom Himmel fiel. Später bestätigte die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija: Prigoschin habe sich an Bord der abgestürzten Maschine befunden - ebenso wie Wagner-Kommandant Dmitri Utkin. Die Behörde teilte aber auch mit, dass es sich hierbei um Angaben der Fluglinie handelte. 

Diese Videos sowie Zeugenberichte nähren Spekulationen, das Geschäftsflugzeug sei abgeschossen oder von einer Bombe zerfetzt worden. Ein Film könnte Spuren von Flugabwehrraketen zeigen. In manchen Berichten war von Abschuss durch Flugabwehr des russischen Militärs die Rede; sie stammten auch aus dem Umfeld der Wagner-Armee selbst.

Die den Söldnern nahe stehende Telegram-Gruppe „Grey Zone“ verbreitete jedenfalls die Version eines gezielten Abschusses durch die russische Luftwaffe. Und man sprach auch davon, dass Prigoschin tot sei. „Prigoschin starb als Ergebnis der Handlungen von Verrätern Russlands“, hieß es in dem Post. „Aber selbst in der Hölle wird er der beste sein!“.

Verkohlte und zerstückelte Leichen

In Flugzeug sollen inklusive drei Mann Besatzung zehn Personen gewesen sein. Die Nachrichtenlage war fluktuierend. Prigoschins Name stand auf der Passagierliste. Bis zum späten Mittwochabend hieß es aus Russland, es seien acht verkohlte und teils zerstückelte Leichen in oder nahe des Wracks gefunden worden. Über die Identität der weiteren Leichen gab es vorerst keine Informationen.

Tatsächlich gab es außer der genannten Behauptung der russischen Flugaufsicht auch sonst keinen Beweis für eine Anwesenheit des Söldnerführers an Bord, der sich in den vergangenen Monaten mit dem Kreml massiv verscherzt hatte - zuletzt vor exakt zwei Monaten durch jenen gescheiterten Putschversuch, als Tausende seiner Kämpfer, die in der Ukraine fochten, über die Fernstraße von Rostow am Don Richtung Moskau fuhren, um gegen unfaire Behandlung seitens des regulären Militärs zu protestieren und die Absetzung von Verteidigungsminister Sergei Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow durchzusetzen.

Zwischen Wagner und dem Militär gab es seit Langem extreme Konflikte. Präsident Wladimir Putin, der den aus St. Petersburg stammenden Unternehmer Prigoschin groß gemacht hat, geriet ebenfalls zusehends in Konfliktlage mit diesem. Tausende Wagneriten, wie man diese Söldner nennt, fielen in der Ukraine; man hat sie häufig in besonders gefährlichen Situationen und als Sturmtruppen gegen starke Abwehrlinien eingesetzt. Prigoschin hatte oft beklagt, dass das reguläre Militär seine Truppe zu wenig unterstütze, aber sehr viel von ihr verlange.

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