Söldnerkommandant

Wer ist Dmitri Utkin, der zweite mutmaßlich verunglückte Gründer der Wagner-Gruppe?

Screenshot eines auf dem Telegram-Kanal „Grey Zone“ veröffentlichten Videos, das angeblich den Absturz der Embraer-Maschine mit Prigoschin und Utkin an Bord zeigen soll.
Screenshot eines auf dem Telegram-Kanal „Grey Zone“ veröffentlichten Videos, das angeblich den Absturz der Embraer-Maschine mit Prigoschin und Utkin an Bord zeigen soll.APA/AFP/Handout
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Im Rampenlicht stand stets „Putins Koch“, Jewgeni Prigoschin. Doch auf dem Schlachtfeld oder auch beim „Sturm auf Moskau“ war ein anderer stets vorn dabei: Wagner-Mitbegründer Dmitri Utkin. Auf ihn soll auch der Name der Söldnergruppe zurückgehen.

Dass immer wieder von der Söldnergruppe Wagner und deren Chef, Jewgeni Prigoschin, genutzte Flugzeug vom Hersteller Embraer verlor um 18.19 Uhr Ortszeit (17.19 Uhr MESZ), eine halbe Stunde nach dem Start, massiv an Höhe. Innerhalb von einer halben Minute sank das Flugzeug nach Angaben von Flightradar24 gut zwei Kilometer. Dann hielt es sich einige Sekunden auf der Höhe von rund sechs Kilometern, ehe es abstürzte. Vorher gab es keine Auffälligkeiten beim Flug. 

Die Leichen werden geborgen und untersucht. Vorerst liegt lediglich eine Passagierliste vor, auf der neben dem Namen des prominenten Wagner-Chefs, Prigoschin, auch der Name Dmitri Utkin auftaucht. Dabei ist Utkins Bedeutung für die in St. Petersburg beheimatete Söldnergruppe von beinahe ebenso großer Bedeutung.

Prigoschins mächtiger Arm auf dem Schlachtfeld

Utkin gilt als Prigoschins Nummer zwei bei Wagner. Er ist Mitbegründer der Söldnerorganisation und der offizielle Wagner-Kommandant. Ihm wird eine Vorliebe für den deutschen Komponisten Richard Wagner nachgesagt – auch deshalb, weil Wagner als der Lieblingskomponist von Adolf Hitler galt. Daher der Name der Truppe.

Vor seiner Söldnertätigkeit war Utkin im russischen Militär. Er diente als Oberstleutnant im russischen Pskow, war Angehöriger der Zweiten Spezialaufklärungsbrigade des GRU, des Nachrichtendienstes des russischen Militärs. 2013 wechselte er ins private Sicherheitsgeschäft, war erst bei der Moran Security Group, die von ehemaligen Soldaten betrieben wurde und etwa Schiffen Schutz vor Piraten anbot. Danach half Utkin dem „Slawischen Korps“, einer Subfirma, beim Anwerben von Freiwilligen, um in Syrien Sicherheitsaufgaben zu übernehmen. In Syrien verteidigte er Langzeitherrscher Baschar al-Assad während des Bürgerkriegs.

Ab 2014 führte er eine eigene Einheit des „Slawischen Korps“, die sich nach schweren Verlusten auflöste, was den Beginn der „Gruppe Wagner“ einläutete. Mit zehn Kämpfern agierte er im Ukraine-Krieg und erweiterte stets seine Söldnergruppe, das politische Aushängeschild der Truppe war stets Jewgeni Prigoschin. Utkin war es auch, der den rund 5000 Kämpfer umfassenden Wagner-Konvoi in Richtung Moskau anführte.

Der „Held Russlands“ und „wahre Patriot“ sei „infolge der Handlungen von Verrätern an Russland“ ums Leben gekommen, hieß es in einem Beitrag auf „Grey Zone“, einem Kommunikationskanal auf Telegram, den die Gruppe Wagner immer wieder für ihre Botschaften verwendet. „Aber selbst in der Hölle wird er der Beste sein!“ Der Tod von Prigoschin und Utkin – sollte er bestätigt werden – lässt die Wagner-Gruppe ohne klare Führung zurück.

Wichtige Rolle in Afrika, in der Ukraine nicht mehr

Laut Mykhailo Podolyak, einem Berater von Präsident Wolodymyr Selenskij, wird Prigoschins Tod wahrscheinlich keine großen Auswirkungen auf Russlands Kriegsanstrengungen in der Ukraine haben. „Die Wagner-Gruppe war völlig außer Gefecht gesetzt“, sagte er, da in der Ukraine nur noch etwa 2000 bis 3000 Kämpfer übrig seien. „Ich glaube nicht, dass dies mit dem Tod nur der beiden obersten Kommandeure enden wird“, sagte er und bezog sich dabei auf Prigoschin und Utkin. Er sagte voraus, dass auch anderen hochrangigen russischen Beamten Vergeltung drohen könnte.

Die von Prigoschin und Utkin nach eigenen Angaben 2014 gegründete Söldnergruppe erlaubte es Russland, sich indirekt an zahlreichen Konflikten wie jenen in Syrien, Mali, Libyen und der Zentralafrikanischen Republik zu beteiligen. Im Ukraine-Krieg waren die Kämpfer für die russische Armee vor allem an der Ostfront eine wichtige Stütze. (Red./Ag.)

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