Philipp Oehmke

Darf ich denken, was ich denke?

Philipp Oehmke, Kulturjournalist beim »Spiegel« und Autor einer Biografie der Toten Hosen.
Philipp Oehmke, Kulturjournalist beim »Spiegel« und Autor einer Biografie der Toten Hosen. Karina Rozwadowska
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Der deutsche Journalist Philipp Oehmke hat mit seinem Debüt „Schönwald“ einen wuchtigen Familienroman geschrieben, in dem er ein paar große Themen der Gegenwart verwebt.

Auf den ersten Blick sind die Schönwalds eine durchschnittliche, mittelgroße, mitteldeutsche Familie. Ruth und Hans-Harald: gut situierte Kölner, er pensionierter Staatsanwalt, sie verhinderte Literaturwissenschaftlerin, nach überstandenen Krisen entfremdet, aber doch zusammen geblieben. Ihr ältester Sohn Christopher hat als Literaturprofessor an der Columbia in New York eine passable Karriere gemacht. Sandwichkind Karolin ist mit 40 noch auf der Suche nach dem beruflichen Hafen, eröffnet jetzt aber einmal mit ihrer Partnerin eine queere Buchhandlung in Berlin-Kreuzberg. Das Geld kam von den Eltern, nachdem Mutter Ruth den Fachbegriff erst einmal bei Google unter „kwiere Literatur“ suchte. Nesthäkchen Benni war immer ein Eigenbrötler, ein moderner Hippie, daran ändern auch seine Ehe mit der verrückt reichen Emilia, ihre Villa in der Uckermark und die zwei Kinder wenig.

Aber es kommt, was kommen muss: Das bürgerliche Idyll bröckelt an vielen Stellen und zwar schon länger. Erst die geplatzte Eröffnungsfeier von Karolins Buchhandlung bringt alles so richtig durcheinander. Eine Aktivistengruppe behauptet, der Buchladen sei mit Nazigeld aus Ruths Familie finanziert. Ihr Vater war tatsächlich Offizier im Zweiten Weltkrieg, aber hat er mit den Nazis kollaboriert? Bisher schämte man sich in der Familie zwar, aber ohne genau zu wissen, wofür.

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