Ann-Kristin Winkler vom WWF und Glaziologe Markus Strudl beobachten den Rückgang des Gletschers: „Dort, wo die Liftstation steht, war 2003 alles noch unter Eis.“ 
Pitztal

Dürfen die Gletscher in Ruhe sterben?

Dem Mittelbergferner, Tirols zweitgrößtem Gletscher, kann man dieser Tage beim Schmelzen zusehen. Forscher geben dem Gletscher im Pitztal noch 30 Jahre. Nach der abgesagten »Gletscher-Ehe« soll er dennoch zum Skifahren erschlossen werden.

Das ewige Eis ist nicht weiß, sondern graubraun. Durch die Staubschicht muss man schon genau hinsehen, wo der Gletscher aufhört und das ihn umgebende Geröll beginnt. Zu spüren ist er aber deutlich. Mit jedem Schritt in seine Richtung wird es kälter. Die Handschuhe, die in der Sommerhitze tags zuvor nur widerwillig eingepackt wurden, sind nun willkommene Begleiter. Denn die kilometerlange Eisfläche strahlt die Kälte wie ein riesiger offener Kühlschrank ab, wenn man einmal darauf steht. Auch hören kann man den Mittelbergferner. Am Rand, dort, wo die Eisdecke nicht mehr dick genug ist, hat sich ein riesiges Loch gebildet. Ein reißender Bach aus Schmelzwasser wird sicht- und hörbar, bevor er wieder unter der Eisdecke von Tirols zweitgrößtem Gletscher verschwindet.

Unter dem Eis, zu dem das Wort „ewig“ schon lang nicht mehr passt. Noch 1998 sei der Mittelbergferner 100 Meter dick gewesen, mittlerweile seien es an der dicksten Stelle nur noch maximal 30 Meter, schätzt Glaziologe Markus Strudl vom Gletschermessdiensts des Österreichischen Alpenvereins. Er zeigt auf einen meterhohen Felsen, der mitten im Eis herausragt: „Der war vor drei Jahren noch nicht zu sehen.“ Der Gletscher schmelze nicht nur an der Oberfläche, sondern werde auch von der Unterseite unterspült und ausgehöhlt. „Da sind riesige Hohlräume unter dem Gletscher, die irgendwann einbrechen.“

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