Bundesländer

Hochwasser: Regenfälle ziehen früher als erwartet von Tirol Richtung Pongau

Wegen der starken Regenfälle führt der Alpenrhein in Vorarlberg derzeit Hochwasser.
Wegen der starken Regenfälle führt der Alpenrhein in Vorarlberg derzeit Hochwasser. APA / Jochen Hofer
  • Drucken

In Tirol ist man „offenbar mit einem blauen Auge davongekommen“. In Vorarlberg gingen viele „Hochwasserschaun“. In Salzburg verlagerte sich die Überflutungsgefahr in den Pongau.

Die Hochwassersituation wegen Starkregens in Tirol hat sich im Laufe des Montags zunächst verschärft, mit dem Nachmittag aber dann spürbar entspannt. Zwar kamen zwei Zivilschutzwarnungen für die Bezirksstadt Schwaz und Kramsach hinzu, ansonsten gab das Land aber am Nachmittag großteils Entwarnung. Die Pegelstände an immer mehr Messstellen waren im Sinken begriffen, Sorge bereitete aber noch das Unterland.

„Wir sind offenbar mit einem blauen Auge davongekommen“, erklärte LH Anton Mattle (ÖVP) bei dem kurzfristig anberaumten Pressegespräch im Innsbrucker Landhaus. Verletzte wurden bisher keine gemeldet. Schäden gab es vor allem in den Tälern wie dem Ötztal, dem Stubaital, dem Wipptal und dem Zillertal. Zu größeren Überschwemmungen in Orts- oder dicht bebautem Siedlungsgebiet aufgrund über die Ufer getretener Flüsse oder Bäche kam es nicht. Man könne von einer „Entspannung“ sprechen, meinte Mattle. Das Schlechtwetter bzw. die starken Regenfälle würden offenbar schneller „in Richtung Salzburg“ abziehen, als ursprünglich angenommen.

Noch kritisch blieb die Lage am frühen Abend in Teilen des Unterlands - konkret in den Bezirken Schwaz und vor allem Kufstein bzw. von Hall in Tirol ostwärts bis zur Festungsstadt. Die Zivilschutzwarnung in der Stadt Schwaz erfolgte in Form eines gleichbleibenden Dauertons mit der Länge von drei Minuten. Die Bevölkerung wurde damit aufgefordert, in den hauptbetroffenen Bereichen in den Häusern zu bleiben. Die großen Wassermassen, die sich Inn abwärts bewegen, würden die höchsten Pegelstände jedenfalls am frühen Abend erreichen - dies betreffe dann vor allem die Bereiche in Hall in Tirol und Schwaz.

Ötztal im Fokus

Hauptbetroffen von der angespannten Hochwassersituation waren zunächst die Bezirke Imst, und dabei vor allem das Ötztal, sowie der Bezirk Innsbruck-Land gewesen. Besonders im Fokus: Der bekannte Wintersportort Sölden im Ötztal. Dieser war aktuell - nachdem die Ötztal Straße unterspült und beinahe weggerissen worden war - nicht mehr erreichbar. Auch im vorderen Ötztal stellte sich die Lage prekär dar: Die Ötztaler Ache war dort über die Ufer getreten. Im Tumpener Ortsteil Ried mussten 30 Haushalte mit rund 70 Personen evakuiert werden. Sie wurden im örtlichen Vereins- und Feuerwehrhaus untergebracht.

Ebenfalls stark betroffen war das Wipptal: „Einzig die Autobahn funktioniert ins Wipptal hinein“, berichtete Mattle. „Die Bundesstraße ist zweimal vermurt worden und die Bahnstrecke ist gesperrt“, ergänzte er. Auch im Pitztal dürfte es zahlreiche Schäden geben. Im Pitztal wiederum wurden in Jerzens einige Häuser evakuiert. Und im Stubaital trat die Ruetz an mehreren Stellen über die Ufer.

In der Landeshauptstadt Innsbruck hatte man sich am Nachmittag für den Ernstfall gerüstet. Weil die Pegelstände am Oberlauf des Inn bereits ein hundertjährliches Hochwasser erreicht hatten, wurde der „Sonderalarmplan Inn“ für den Bereich Marktplatz bis zum Congress aktiviert. Die Feuerwehren richteten einen Hochwasserschutz ein, zahlreiche Brücken in der Stadt wurden gesperrt. Der Pegelstand der Sill stieg am Vormittag an und teilweise kam es zu Ausuferungen beim Rapoldipark. Bereits in den Morgenstunden wurden dort präventive Maßnahmen ergriffen. Seit den Mittagsstunden ging die Wasserführung der Sill aber deutlich zurück.

Situation in Vorarlberg entspannte sich am Montag

In den vergangenen 72 Stunden fielen in Vorarlberg laut Angaben des Landes Vorarlberg mehr oder weniger überall über 100 Liter Regen pro Quadratmeter, an exponierten Stellen waren es mehr als 150 Liter. Der Wasserstand des Bodensees stieg innerhalb eines Tages um 36 Zentimeter an, befand sich am späten Montagabend mit 385 Zentimeter aber noch immer um 5 Zentimeter unter dem langjährigen mittleren Wasserstand. Die Pegelstände mancher Flüsse und Bäche lagen auf einem ein- bis fünfjährlichen Hochwasser („kleines Hochwasser“). Bei einzelnen Rhein-Brücken kam es lokal zu Verklausungen.

Vor allem der Alpenrhein hat am Montag seine ganze Kraft demonstriert. Der Fluss ergoss sich zwischen Lustenau und der Mündung in den Bodensee in die dafür vorgesehenen Überschwemmungsgebiete (Vorländer). Am Nachmittag gab es aber Entwarnung, die prognostizierten Höchststände bezüglich der Abflussspitzen wurden nicht erreicht. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) betonte die Notwendigkeit einer raschen Umsetzung des Hochwasserschutzbauprojekts „RHESI“.

Die Hochwasserspitze wurde für Montagnachmittag erwartet, sie lag aber lediglich bei knapp 2.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde - laut Prognose waren 2.500 Kubikmeter pro Sekunde befürchtet worden. Der Hochwasserschutz beim Alpenrhein ist aktuell auf 3.100 Kubikmeter pro Sekunde ausgelegt, was einem 100-jährlichen Hochwasser entspricht.

Viele gingen „Hochwasserschaun“

Sowohl die Politik als auch die Internationale Wasserwehr am Alpenrhein (IWWA) baten die Bürger, sich nicht in der Nähe des Rheins aufzuhalten, dennoch pilgerten viele Vorarlberger zum „Hochwasserschauen“. Die Ortsfeuerwehren der Anrainergemeinden stellten Dammwachen, die abschnittsweise die Schutzdämme auf mögliche Schwachstellen kontrollierten.

Salzburg: Überflutungsgefahr verlagerte sich in den Pongau

Während im Salzburger Oberpinzgau die Pegel ihren Höchststand am Montag bereits früher erreicht haben dürften, hat der Starkregen am Nachmittag vor allem im Gasteinertal (Pongau) zu ersten Überflutungen geführt. Und die Gefahr besteht, dass die Gasteiner Ache und andere Bäche großflächig über die Ufer treten. Auch schwere Schäden seien dann möglich, berichtete der Hydrografische Dienst des Landes am Montagabend. Laut dem Pongauer Bezirkshauptmann Harald Wimmer gab es die größten Probleme im Bezirk vor allem im Gasteinertal und in Großarl.

Auch wenn sich die Situation im Pinzgau etwas entspannt hat, mussten am Nachmittag im Neukirchner Ortsteil Sulzau drei Personen vorsorglich von der Freiwilligen Feuerwehr Mittersill mit der Drehleiter aus zwei Häusern evakuiert werden. Am späten Montagnachmittag wurde in der Stadt Salzburg der Hochwasserschutzes entlang der Salzachufer vorsichtshalber aufgebaut.

Rüsten in Oberösterreich

Auch in Oberösterreich rüstet man sich für etwaige Überflutungen am Dienstag. In Schärding und in Linz wurden erste Hochwasserschutzmaßnahmen getroffen. In der Landeshauptstadt rechnet der Hydrografische Dienst für Dienstagabend mit dem Erreichen eines Pegelstandes von 6,40 Metern. Ab 6,80 Metern würde die Donau im Bereich Alturfahr-West sowie beim Jahrmarktgelände über die Ufer treten.

Montagabend appellierte die Berufsfeuerwehr daher vorsorglich an die Besitzer dort geparkter Autos, diese wegzubringen. Ansonsten werde sie die Feuerwehr nötigenfalls entfernen. In Schärding könnte der Inn am Dienstag ebenfalls über die Ufer treten. Montagnachmittag stand die Feuerwehr im gesamten Bundesland rund 50-mal bei Unwetterschäden im Einsatz, betroffen waren vor allem das Innviertel, das Seengebiet und der Zentralraum Oberösterreichs.

Einsätze in Kärnten

In Kärnten hat es am Montagnachmittag bereits die ersten Feuerwehreinsätze wegen Starkregens und auch wegen Sturmböen gegeben. Betroffen war vor allem Westkärnten, also die Bezirke Spittal an der Drau, Hermagor und Feldkirchen. Die Hochwassergefahr hatte sich am Montag laut Hochwasserwarnservice Kärnten zur Prognose vom Sonntag etwas erhöht. (APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.