Verkehr

Studie sieht Ausbau der A9 südlich von Graz als „alternativlos“

Die Verkehrsministerin hat das Projekt 2021 gestoppt. Einer Studie der Technischen Universität Graz zufolge dürfte das Verkehrsaufkommen aber trotz Ausbaus des öffentlichen Verkehrs zunehmen. Das Ministerium will die Ergebnisse prüfen.

Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) hatte den dreispurigen Ausbau der Pyhrnautobahn (A9) zwischen Graz-West und Wildon im Herbst 2021 gestoppt. Das Land Steiermark gab daraufhin eine Studie bei der TU Graz in Auftrag. Die Ergebnisse wurden am Montag bei einer Pressekonferenz präsentiert: Ein Ausbau der A9 sei demnach aus verkehrswissenschaftlicher Sicht „alternativlos“, fasste Landesbaudirektor Andreas Tropper zusammen.

Am Ausbau der A9 hatten die Autobahngesellschaft Asfinag sowie das Land Steiermark bis 2021 bereits gearbeitet, doch dann wurde den Plänen ein vorläufiges Ende gesetzt. Der Grund dafür sei die Eindämmung des Bodenverbrauchs, hieß es damals aus dem Verkehrsministerium: „Hier bedarf es jedenfalls einer umfassenden Prüfung der Verkehrsentwicklung nach dem bereits eingeleiteten Ausbau der Öffi-Alternativen.“ Die wissenschaftliche Prüfung der Verkehrsentwicklung wurde nun von der TU Graz und der Trafility GmbH vorgelegt.

Viele weichen über Ortschaften aus

Trotz des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs - unter anderem mit Koralmbahn, zusätzlichem Busverkehr und Elektrifizierung der Graz-Köflacher Bahn - werde der Verkehr auf der A9 südlich von Graz bis 2040 zunehmen. Derzeit sei der Abschnitt zu 103 Prozent ausgelastet, 2040 werden es laut den Berechnungen von Martin Fellendorf, Leiter des Instituts für Straßen- und Verkehrswesen an der TU, sogar 108 Prozent sein. Die Berechnungen fußen auf simulierten Verkehrsbewegungen von heute und in der Zukunft, die angesichts der Bevölkerungsentwicklung und anderer Parameter zu erwarten sind. Außerdem wurden auch Mobilfunkdaten der vergangenen fünf Jahre ausgewertet und eingearbeitet.

Derzeit weichen viele ortskundige Verkehrsteilnehmer auf das niederrangige Straßennetz aus und fahren somit durch Ortschaften. Das dürfte ohne den Ausbau der A9 weiter zunehmen, so die Prognose. Berechnet wurden auch die Auswirkungen auf die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Mit Stand 2022 liegt der ÖV-Anteil bei 20 Prozent. Dieser wird bis 2040 auf rund 25 Prozent anwachsen, wobei es laut der Studie beinahe egal ist, ob mit oder ohne Ausbau der A9. Die Berechnungen ergaben nur wenige Prozentpunkte Unterschied. Mit dem Ausbau würde der Ausweichverkehr jedenfalls wieder mehr auf die Autobahn zurückkehren und die Bewohner der Ortschaften entlasten.

Verkehrsministerium prüft

„Das Ergebnis macht klar, dass die dritte Spur in beide Richtungen praktisch alternativlos und notwendig ist“, sagte LH Christopher Drexler (ÖVP). Die Ergebnisse der Studie seien für ihn nicht überraschend, denn der Süden von Graz sei eine dynamische Region. Der Studie zufolge wird das Bevölkerungswachstum in dem Gebiet bis 2040 noch um mehr als zwölf Prozent zunehmen. Drexler und der für Verkehr zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter. Anton Lang (SPÖ) wollen nun „mit Nachdruck auf Bundesebene“ für den Ausbau der A9 kämpfen. Die steirische FPÖ reklamierte in einer Aussendung am Montag das Anstoßen dieser Entwicklung für sich und kritisierte die ihrer Ansicht nach „späte Unterstützung von ÖVP und SPÖ“ für den Ausbau.

Seitens des Büros von Ministerin Gewessler hieß es am Montag, dass die Studie noch nicht vorliege: „Sobald dies der Fall ist, werden die Expertinnen und Experten diese prüfen. Generell wird bei jedem Straßenprojekt seitens Klimaschutzministerium und Asfinag eine gesamtheitliche verkehrliche und wirtschaftliche Bewertung vorgenommen.“ Der steirische Grünen-Verkehrssprecher Lambert Schönleitner kritisierte die „einseitige Asphalt- und Betonstrategie“ der Landesregierung: „Es macht keinen Sinn, wie im vorigen Jahrhundert vorschnell in die Flächenversiegelung zu gehen. Nach seinen jüngsten Ausflüchten zum Thema Bodenschutz kommt es aber nicht überraschend, dass Landeshauptmann Drexler erneut für Asphalt und Beton Wort ergreift und die Generationenverantwortung ausblendet.“ (APA)

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