Alte Welt

Warum immer mehr Amerikaner nach Europa ziehen

Europa kann mit einer besseren Work-Life-Balance aufwarten. (Symbolfoto).
Europa kann mit einer besseren Work-Life-Balance aufwarten. (Symbolfoto).Reuters/Juan Medina
  • Drucken

Vor allem in Ländern wie den Niederlanden, Portugal und auch Spanien steigt die Zahl der US-amerikanischen Einwanderer. Das hat wohl auch praktische Gründe.

Von der „Neuen Welt“ in die alte. Immer mehr US-Amerikaner wandern nach Europa aus. Die Statistiken sind zwar ungenau, doch ein Trend ist klar zu erkennen. Im Zeitraum von 2013 bis 2022 stieg die Zahl der Amerikaner in den Niederlanden etwa von 15.500 auf 24.000. In Portugal verdreifachte sich die Zahl auf fast 10.000 und in Spanien stieg die Zahl der Auswanderer aus den USA von 20.000 auf etwa 34.000, rechnet „The Economist“ vor. In anderen Ländern, darunter etwa Frankreich, Deutschland und auch Nordeuropa, soll die Zahl konstant geblieben sein.

Über die Gründe kann nur spekuliert werden, jedoch könnte die Politik eine Rolle spielen. Nur wenige Demokraten, die unter der Präsidentschaft von Donald Trump geschworen haben, das Land zu verlassen, haben das auch tatsächlich getan. Jedoch ergab eine Umfrage von Gallup im Jahr 2018, dass 16 Prozent der Amerikaner das Land verlassen wollen, 2022 stieg der Wert unter Joe Biden sogar auf 17 Prozent. Zum Vergleich: Als Barack Obama Präsident war, wollten nur elf Prozent die USA dauerhaft verlassen.

Ein großer Unterschied zwischen den USA und Europa ist auch die Work-Life-Balance. Tracy Metz, die das John Adams Institute leitet, rechnet vor: 1811 Stunden im Jahr arbeiten Amerikaner im Durchschnitt, Europäer nur 1571. Studiengänge in englischer Sprache und auch Jobangebote für Englischsprachige machen Europa zusätzlich attraktiv.

Hinzu kommt, dass einige europäische Länder verlockende Angebote für Amerikaner haben. In den Niederlanden sind etwa 30 Prozent des Einkommens qualifizierter ausländischer Arbeitskräfte von der Steuer befreit. In Portugal erfordert das Aufenthaltsvisum ein Einkommen von 150 Prozent des nationalen Mindestlohns, was etwa 1100 Euro entspricht, was oft eine leichte Hürde für Amerikanische Pensionäre ist. Das spanische „Beckham-Gesetz“ sieht eine Pauschalsteuer von 24 Prozent für im Land erzielte Einkünfte vor. Mehrere Länder führen „digitale Nomaden“-Visa für Freiberufler im Technologiebereich ein.

Die Gründe für eine Auswanderung sind deshalb wohl auch praktischer Natur, wie Amanda Klekowski von Koppenfels von der University of Kent, die sich mit der amerikanischen Diaspora beschäftigt, erklärt. Während Amerika einst das Einwanderungsland schlechthin war und es vielen Einwohnern gar nicht in den Sinn gekommen wäre, das Land zu verlassen, werde jetzt das Bewusstsein immer größer, dass Europa viele Vorteile bietet. „Gute Gesundheitsversorgung, besseren öffentlichen Verkehr, weniger Waffengewalt. Es gibt Rassismus, aber dieser ist viel weniger tödlich“, erklärt die Expertin. (Red.)

>>> „The Economist

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.