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Auswahlprozess für Spitalsturnus gleicht einem Glücksspiel

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Archivbild.APA / Helmut Fohringer
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Österreich ist mit 5,5 Ärzten pro 1000 Einwohnern Spitzenreiter unter den OECD-Ländern. Dennoch geht das Schreckensgespenst vom (Fach-)Ärztemangel um.

Wiens SP-Gesundheitsstadtrat, Peter Hacker, hat eine Verdoppelung der Ausbildungsplätze an Medizinuniversitäten gefordert. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) wiederum ventilierte in seiner „Rede zur ­Zukunft der Nation“ die streng nach DDR-Planwirtschaft müffelnde Idee, Medizinabsolventen (m/w/*) zu einem verpflichtenden Arbeitsdienst in Österreich zu verdonnern.

Die ihm für die Jugend zur Seite stehende Staatssekretärin, Claudia Plakolm, präzisierte: Schließlich investiere man in jeden Medizinstudenten 360.000 Euro, also sollen diese der Gesellschaft auch etwas zurückgeben und gefälligst fünf Jahre in Österreich praktizieren. Plakolm, Jahrgang 1994, studiert laut Wikipedia nach einer kurzen Stippvisite an der WU in Wien seit 2014 Wirtschaftspädagogik an der Uni Linz.

Für ein Bachelor-Studium (Regelstudienzeit: drei Jahre) muss sie insgesamt 180 ECTS (European Credit Transfer and Accumulation System)-Punkte schaffen, Minimum sind 16 ECTS-Punkte alle zwei Jahre. Heißt: Ihre nach oben offene, ebenfalls von Steuergeldern finanzierte akademische Ausbildung kann 22,5 Jahre dauern, gute zehn Bummeljahre hätte sie also noch. Rücksichtsvoll gegenüber ihrer Alma Mater ist es nicht: Im Jänner 2019 passierte ein Gesetz den Ministerrat, wonach den Universitäten Budgets gekürzt werden, wenn zu wenige Studenten „prüfungsaktiv“ sind.

Ein junger Mann, nennen wir ihn XY, war deutlich prüfungsaktiver als die Jugendstaatssekretärin. Er hat sein Studium an der Med-Uni Wien in der Regelstudienzeit – sprich: in zwölf Semestern – absolviert. Schon als Student jobbte XY als geringfügig beschäftigter OP-Assistent und in einer Privatordination. Nun will er eh gern in Österreich bleiben.

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