Medienbericht

Munition für Putins Ukraine-Feldzug? Kim Jong-un reist nach Russland

Im April 2019 sind Kim (li.) und Putin einander in Wladiwostok schon einmal persönlich begegnet.
Im April 2019 sind Kim (li.) und Putin einander in Wladiwostok schon einmal persönlich begegnet.Reuters / Pool
  • Drucken

Die „New York Times“ berichtet, Nordkoreas Diktator will mit dem russischen Präsidenten über mögliche Waffenlieferungen sprechen. Russland hatte Nordkorea nach US-Informationen schon vor Wochen um Munition gebeten.

Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un plant im September nach Russland zu reisen. Dort will er mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Möglichkeit von Waffenlieferungen für den Ukraine-Krieg besprechen, berichtete die „New York Times“ am Montag unter Berufung auf US-amerikanische und verbündete Quellen. Kim werde von Pjöngjang aus, wahrscheinlich mit einem gepanzerten Zug, nach Wladiwostok an der russischen Pazifikküste reisen, wo er sich mit Putin treffen werde. Die beiden Städte liegen Luftlinie rund 690 Kilometer voneinander entfernt. Dort fand im April 2019 schon einmal ein Treffen der beiden Staatschefs statt.

In der Stadt an der russischen Pazifikküste findet von 10. bis 13. September ein Wirtschaftsforum statt, die beiden Staatschefs wollen am Rande dieser Veranstaltung zusammenkommen. Auch die „Washington Post“ berichtete über das geplante Treffen.

Kim verlässt sein abgeschottetes Land nur sehr selten. Eine Reise ins nahe Wladiwostok per Zug gilt als am wahrscheinlichsten. Es sei aber auch möglich, dass Kim nach Moskau reise.

Die Zeitung berichtete weiter, Putin hoffe auf nordkoreanische Artilleriegeschosse und Panzerabwehrwaffen. Kim soll demnach auf fortschrittliche Technologie für Satelliten und U-Boote mit Nuklearantrieb hoffen. Kim bemühe sich auch um Lebensmittelhilfe für sein verarmtes Land, so die Beamten.

Russland und Nordkorea verhandeln inmitten des Ukraine-Kriegs schon länger über Rüstungsgeschäfte. Das gehe aus Informationen der US-Geheimdienste hervor, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, vergangenen Mittwoch in Washington. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sei demnach kürzlich nach Nordkorea gereist, um Pjöngjang davon zu überzeugen, Artilleriemunition an Russland zu verkaufen.

Seit diesem Besuch hätten der russische Präsident Wladimir Putin und der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un einen Schriftwechsel geführt, in dem sie sich verpflichtet hätten, ihre bilaterale Zusammenarbeit auszubauen, erklärte er weiter.

Mit den anvisierten Rüstungsgeschäften würde Russland von Nordkorea „bedeutende Mengen und mehrere Typen von Munition“ bekommen, „die das russische Militär in der Ukraine einsetzen will“, sagte Kirby.

Schoigu war schon im Juli in Nordkorea

Schoigu war nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums Ende Juli nach Nordkorea gereist und hatte dort an einer nächtlichen Militärparade teilgenommen. Offizieller Anlass der Reise war der 70. Jahrestag des Endes des Koreakriegs. Bei dem Besuch hatten sich Schoigu und Machthaber Kim auch über „Angelegenheiten von gegenseitigem Interesse im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sowie über das regionale und internationale Sicherheitsumfeld“ verständigt, wie staatliche Medien berichteten.

Die US-Regierung veröffentlicht mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine immer wieder gezielt Geheimdienstinformationen. Die US-Regierung fordere Nordkorea auf, die Verhandlungen mit Russland einzustellen, sagte Kirby.

Putin hat den nordkoreanischen Machthaber Kim anlässlich des Tags der Befreiung Koreas am 15. August dazu aufgerufen, die Beziehungen zu Russland zu vertiefen. „Ich bin sicher, dass wir die bilaterale Zusammenarbeit in allen Bereichen zum Wohl unserer Völker weiter ausbauen werden, im Interesse der Stärkung der Stabilität und Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel und in der gesamten nordostasiatischen Region“, sagte Putin am Dienstag.

Nordkorea ist auch wegen seines Atomraketenprogramms international weitgehend isoliert. Einzig zu den Veto-Mächten im UN-Sicherheitsrat China und Russland gibt es losen Kontakt. Das Land wird seit den 1950er Jahren von der Kim-Dynastie diktatorisch geführt. Der 27. Juli, der das Ende des Korea-Krieges markiert, wird in Pjöngjang als Tag des Sieges begangen. Der Krieg endete mit einem Waffenstillstand, der Korea entlang des 38. Breitengrads in zwei Staaten teilt. In dem Krieg zwischen 1950 und 1953 sollen zwischen zwei und vier Millionen Koreaner getötet worden sein.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.