Länger als fast alle Modedesigner, die für Dior arbeiteten, ist Victoire de Castellane kreativ für das Maison tätig.
Dior-Schmuckdesignerin de Castellane

„Im Tragen von Schmuck liegt etwas Brutales“

Seit 25 Jahren ist Victoire de Castellane für die kostbare Seite des Hauses Dior zuständig: Die neuesten Haute-Joaillerie-Kreationen zeigte das Maison am Ufer des Comer Sees, Kleider hatte Maria Grazia Chiuri entworfen.

Seit einigen Jahren arbeitet das Modehaus Christian Dior seine eigene Geschichte mit einer Reihe von Prachtbänden auf, die jeweils der Arbeit eines Designers und einer konkreten Zeitspanne gewidmet sind. Etwa Christian Dior, 1947–195, oder Yves Saint Laurent, 1958–1960. Es folgten Marc Bohan und Gianfranco Ferré sowie, seit den späten Neunzigerjahren, John Galliano, 1997–2011, Raf Simons, 2012–2015 und Maria Grazia Chiuri: Sie wirkt, als erste Frau, weiterhin als kreativer Kopf des Maisons, sodass es noch zu früh ist, auf ihre Arbeit in Buchform abschließend zurückzublicken. Auch wer das letztes Jahr neu geschaffene, pompös aufgemachte Firmenmuseum an der noblen Adresse 30, rue Montaigne besucht, kann die Ahnengalerie dieser Modegiganten abschreiten. 

Ein Name fehlt freilich in dieser Reihe, und zwar aus einem einleuchtenden Grund: Victoire de Castellane ist ebenfalls Dior-Designerin, sie entwirft aber die Schmuckkollektionen, nicht die Mode. Allerdings begleitet sie mit ihrer Tätigkeit, die 1998 mit einem ersten Treffen mit dem Besitzer von Dior, Bernard Arnault, einsetzte, diese Historie schon so lang, dass sie die Ära Galliano/Simons/Chiuri bis auf das erste Jahr von John Galliano zur Gänze abdeckt. Länger als Monsieur selbst, der den Grundstein für die anhaltende Fama des Hauses in einer nur zehnjährigen Arbeit legte, begleitet Castellane also den Namen Dior. Nach der Präsentation ihrer letzten Haute-Joaillerie-Kollektion am Comer See sinnierte die Designerin wie folgt über ihren Wirkensbereich: „Schmuck hat etwas Widerständisches, Bleibendes an sich. Er verliert nicht an Wert, ist den Moden enthoben und steht ganz für sich — auch wenn Dior natürlich ein Modehaus ist.“

Im Dialog mit der Mode

Victoire de Castellane hütet sich naturgemäß davor, die Unikate der Haute Joaillerie und jene der Haute-Couture-Kollektionen gegeneinander auszuspielen. Und doch hat sie durch den konstanten Charakter ihrer Arbeit für Dior beinahe ein kleines Pa­ralleluniversum geschaffen, das auch für sich allein besteht. „Schauen Sie, ich mache diese Arbeit seit einem Vierteljahrhundert“, sagt sie zu einer kleinen Runde an Journalisten.

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