Äthiopien

Eritreas Verbrechen in Tigray

Spuren des Konflikts: Eine Frau vor ihrem Haus in Tigray.
Spuren des Konflikts: Eine Frau vor ihrem Haus in Tigray. APA / AFP / Eduardo Soteras
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Amnesty International wirft Äthiopiens Nachbarland Eritrea in einem jüngsten Bericht vor, auch nach dem Waffenstillstand vor zehn Monaten Gräueltaten in der Unruheregion Tigray verübt zu haben.

Seit rund zehn Monaten herrscht in der Krisenregion Tigray im Norden Äthiopiens Waffenstillstand. Nach zwei Jahren Gemetzel haben sich die Regierung in Addis Abeba und die Volksbefreiungsfront Tigray (TPLF) unter Vermittlung der Afrikanischen Union (AU) im November 2022 darauf geeinigt, die Waffen ruhen zu lassen. Doch einem Bericht von Amnesty International (AI) zufolge sind auch danach mutmaßliche Kriegsverbrechen begangen worden – von Truppen des Nachbarlands Eritrea, die Äthiopiens Armee in dem Krieg unterstützt haben.

„Trotz Waffenstillstandsabkommen ist die Zivilbevölkerung in Tigray weiter Gräueltaten ausgesetzt“, teilte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag mit. „Auch nach der Unterzeichnung des Abkommens haben eritreische Streitkräfte monatelang Zivilpersonen außergerichtlich hingerichtet und Frauen sexuell versklavt.“ Die Gräueltaten – AI nennt explizit Vergewaltigungen, sexuelle Sklaverei, außergerichtliche Hinrichtungen und Plünderungen – kämen „Kriegsverbrechen und möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ gleich.

Amnesty International gibt an, mit elf Frauen aus dem Distrikt Kokob Tshibah gesprochen zu haben, die nach Inkrafttreten des Waffenstillstands vergewaltigt oder sexuell versklavt wurden. Weitere 40 Frauen einer lokalen NGO hätten Ähnliches berichtet. Einigen Frauen sei dies in einem Militärlager der eritreischen Streitkräfte angetan worden, anderen in ihren eigenen Häusern. „In Verbindung mit weiteren von AI durchgeführten Recherchen können die in Kokob Tsibah dokumentierten Fälle (…) als Teil eines umfassenden bzw. systematischen Angriffs gegen die Zivilbevölkerung betrachtet werden.“

Mehrere Hunderttausend Tote

Dokumentiert hat die Organisation nach eigenen Angaben zudem außergerichtliche Hinrichtungen von mindestens 20 Zivilisten im Distrikt Mariam Shewito; sie beruft sich dabei auf Schilderungen von Augenzeugen und Überlebenden. Es gebe zudem glaubwürdige Berichte über mehr als 100 weitere Opfer. Insgesamt wurden während des Konflikts seit November 2020 laut UN mehrere Hunderttausend Menschen getötet. (raa)

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