Amanshausers Album

Über das Scheitern am Berg

Satire: Bei der Besteigung des höchsten Gipfels der Welt misslingt alles.
Satire: Bei der Besteigung des höchsten Gipfels der Welt misslingt alles.Martin Amanshauser
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Immer wieder vergriffen und wieder aufgelegt: Die Bergsteigersatire „The Ascent of Rum Doodle“.

Dem britischen Bauingenieur, Hobbybergsteiger und Hobbyschrift steller William E. Bowman (1911 1985) gelang, was sich jeder Autor wünscht sein Buch hielt sich durch eigene Kraft am Leben. Die Farce „Die Besteigung des Rum Doodle“ (1956) war nicht totzukriegen, hatten doch die Bergsteiger aller Nationen in ihren Zwischenlagern Zeit und Muße, die Story der absurd-humoristischen Expedition zu verschlingen, bei der alles nur Denkbare misslingt. In Form von Kopien, Faksimiles und Abschriften hielt sich Bowmans vergriffene Satire über Jahrzehnte, nur vereinzelt wurde sie neu aufgelegt.

Der Gipfel des Rum Doodle von Bowman ist mit 40.000 Fuß (12.192 Meter) der höchste Yogistans und der höchste der Welt noch unbezwungen. Die vom führungsschwachen Expeditionsleiter Binder zusammengestellte Gruppe spottet jeder Beschreibung. Der stärkste Alpinist, Burley, leidet permanent unter Trägheit. Wissenschaftler Wish verzettelt sich in Temperaturmessungen des Eises. Fotograf Shute kämpft erfolglos mit seiner Ausrüstung. Funkfachmann und Pfadfinder Jungle verirrt sich regelmäßig. Linguist und Diplomat Constant kommuniziert jämmerlich und entfacht ständig riskante Streits mit den Ein heimischen. Arzt Prone zieht sich eine Krankheit nach der anderen zu.

Kein Wunder, dass vor Ort 30.000 statt der erwarteten 3.000 Träger warten. Unter ihnen Pong, der Teufel der yogistanischen Küche, vor dessen metallisch-ledrigen Gerichten alle zittern. Ebensowenig überrascht es, dass sämtliche Gentlemen Lager eins leicht finden, außer dem Expeditionsleiter selbst.

Binder erstürmt dafür als Einziger den Gipfel leider, wie sich herausstellt, den falschen, den 35.000 Fuß hohen Nord-Doodle. Welch Schrecken, als er den benachbarten Rum Doodle erblickt und oben ein Grüppchen ausmachen kann - die Träger und einen Briten! Der Arzt Prone wollte krank im Basislager bleiben und wurde gegen seinen Willen von den zähen Yogistanis zum Gipfel geschleppt. Den Lohn für Bowmans Buch gab es in der Realität: Expeditionsteilnehmer in der Antarktis nannten einen Berg ganz real „Rumdoodle Peak“ (875 Meter).

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