"Schmerzliche Einschnitte" bei Raiffeisen

Schmerzliche Einschnitte Raiffeisen
Schmerzliche Einschnitte Raiffeisen(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Nach einem Gewinneinbruch plant die Raiffeisen Bank International ein Sparprogramm mit Kündigungen. Mit 277 Millionen lag der Nettogewinn um 60,5 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres.

Wien. Die börsenotierte Raiffeisen Bank International (RBI), die als Aushängeschild der österreichischen Raiffeisenbanken gilt, verbuchte im ersten Halbjahr 2013 einen Gewinnrückgang. Mit 277 Millionen lag der Nettogewinn um 60,5 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Der neue RBI-Chef Karl Sevelda plant nun ein größeres Sparprogramm. Die Details dazu werden gerade von einer Arbeitsgruppe ausgearbeitet. Doch laut Sevelda werde es „schmerzliche Einschnitte“ geben. Auch Kündigungen seien vorgesehen. Schließlich soll ein „signifikanter Betrag“ eingespart werden.

Das Sparprogramm, das drei Jahre lang dauern wird, soll Ende September vorgestellt werden. Bereits seit Jahresbeginn strich Raiffeisen über tausend Stellen. Das Institut beschäftigt 58.800 Mitarbeiter in mehr als 3000 Filialen in 17 Märkten in Österreich sowie in Zentral- und Osteuropa.

Internet setzt den Banken immer mehr zu

Das Vorgehen von Raiffeisen ist kein Einzelfall. Viele Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte nicht mehr in der Filiale, sondern im Internet. Die Bank Austria kündigte vor Kurzem an, dass sie in Österreich ein Viertel ihrer 270 Standorte dichtmachen wird. Im Gegenzug wird das Internet- und Mobile-Banking ausgebaut.

Ab Herbst können sich Kunden der Bank Austria wochentags bis 20 Uhr und am Samstag bis 18 Uhr über Internet und Videotelefon beraten lassen. Österreich gilt als „overbanked“. Zwar haben viele Geldhäuser die Zahl der Mitarbeiter schon über „Golden Handshakes“ und Frühpensionierungswellen reduziert. Trotzdem verfügt die Branche noch immer über zu viele Beschäftigte und Filialen. Vor der Finanzkrise konnten die Banken die niedrigen Margen im Österreich-Geschäft durch die höheren Profite in Osteuropa ausgleichen. Doch nun gehen auch die Gewinne im Osten zurück.

Die Raiffeisen Bank International setzt ebenfalls verstärkt auf das Internet. Sie ist in der Slowakei und in Tschechien bereits mit der Direktbank Zuno vertreten. Laut Sevelda wird nun geprüft, Zuno auf andere Länder auszudehnen.

Neben dem Internet kämpft die Finanzbranche noch mit anderen Herausforderungen. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) kündigte im Wahlkampf an: „Wir werden die Bankenabgabe nicht verringern, sondern verlängern – damit aus diesem Sektor Milliarden bezahlt werden, die wir dringend für andere Aufgaben des Staates benötigen.“ Gleichzeitig verlangt Faymann aber, dass die Bankensteuer nicht auf die Kunden abgewälzt werden darf. Somit bleibt den Instituten nichts anderes übrig, als das Geschäft zurückzufahren (dann gibt es aber weniger Kredite für die Wirtschaft) oder die Kosten zu senken und Mitarbeiter abzubauen.

Erste-Bank-Chef Andreas Treichl erklärte vor Kurzem, sein Institut sei jetzt die meistbesteuerte Bank der Welt. Die Steuerquote liege bei 40 Prozent. Ähnlich geht es der Raiffeisen Bank International. Diese zahlte im ersten Halbjahr 2013 knapp 350Millionen Euro an Gewinnsteuern und Bankenabgaben in Österreich und in Osteuropa.

Ein weiteres Problem ist, dass Österreichs Geldhäuser im internationalen Umfeld schwach kapitalisiert sind. Schätzungen der Nationalbank zufolge brauchen die Finanzinstitute für die neuen Kapitalvorschriften, im Fachjargon Basel III genannt, in den kommenden Jahren bis zu acht Milliarden Euro frisches Eigenkapital.

Raiffeisen verdient in Russland am meisten

Wichtigste Ertragsquelle von Raiffeisen ist Russland. Im ersten Halbjahr 2013 machte die Moskauer Tochter einen Nettogewinn von 257 Millionen Euro. Das ist um zwei Millionen Euro mehr als im Vergleich zur Vorjahresperiode. In Russland will die RBI daher weiter wachsen. In Ungarn gab es dagegen einen Verlust von 83 Millionen Euro. Da die Budapester Regierung den Banken immer neue Belastungen aufbürdet, reduzierte Raiffeisen dort bereits die Zahl der Mitarbeiter von 4000 auf 2770.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2013)

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