Schärenwind bläht die Segel

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Segeln(c) EPA (Peter Foley)
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Kaum anderswo in Schweden ist die Seglerdichte höher als in Marstrand. Laufend finden Regatten statt. Aber man kann auch mit dem Kajak eine Schäre suchen und darauf die frischen Austern schlürfen.

Nur 1500 Einwohner leben in Marstrand, doch im Sommer vervielfacht sich die Einwohnerzahl des Ortes an der Westküste, der auf zwei Inseln aufgeteilt liegt. Die Fähre, die die Insel Marstrandsö mit der Insel Koö und mit dem Festland verbindet, ist vor allem an den Wochenenden gedrängt voll. Der Andrang von benachbarten Göteborgern, aber auch von sportlichen Touristen scheint verständlich – schließlich gehört Marstrand zu den besten und frequentiertesten Segelrevieren Schwedens.

Bis weit in den Herbst hinein gehen hier Regatten – wie etwa der internationale Match Cup – über die Bühne. Die Windbedingungen sind ideal, die Schärenküste mit ihren runden, abgeschliffenen Inseln bildet zudem eine reizvolle Kulisse, hat aber geschützte Passagen. Man genießt gute Sicht über den direkten Wettstreit Crew gegen Crew, weil die Cups stets in Küstennähe stattfinden. Von dicht gepackten Restaurantterrassen, hohen Uferfelsen und den vielen Aussichtsplätzen feuern Segelfans die Profis an.

Mini-Inseln mit Jacht und Kajak

Genauso gern hat der Amateur seine Jacht hier liegen. 8000 Inseln und Schären sprenkeln die Küstengewässer in der Provinz Bohuslän, zu der Marstrand gehört – abwechslungsreiches, anspruchsvolles Skagerrak-Gewässer. In den Marinas liegen die Motor- und Segelboote eng aneinander, bei Sonnenschein herrscht fast eine mediterrane Atmosphäre. Gepflegte, hell gestrichene Holzhäuschen säumen die schmalen und wenigen Inselstraßen. Solche Sommersitze werden so gut wie nie verkauft, sondern traditionell in den Familien über viele Generationen vererbt. Aber man kann solche Häuser durchaus mieten. Das dörfliche Idyll komplettieren Geschäfte mit geschmackvollem Kunsthandwerk, lauschige Cafés mit viel Backwerk für die traditionellen Kaffeerunden und gemütliche Restaurants. Marstrand gilt bei vielen als einer der schönsten Orte entlang der langen schwedischen Küste.

Nichtsegler können die Schärenlandschaft mit ihren abgeschliffenen Felsen und den mit Kiefern und Moosen bewachsenen Mini-Inseln genauso gut vom Wasser aus erkunden. Man leiht sich ein Kajak aus, macht gegebenenfalls einen Einführungskurs oder schließt sich einer geführten Tour an. Mit oder ohne Picknickkorb.

Fesche Festung, frische Fische

Zudem ist der Ort geschichtsträchtig: Hier steht die mächtige Carlsten-Festung. Im Sommer führen als Soldaten mit Spieß und Harnisch verkleidete Guides durch das Bollwerk, das bereits Mitte des 17.Jahrhunderts auf dem höchsten Hügel von Marstrand erbaut wurde. Hier war lange Jahre auch Lasse-Maja eingekerkert, eine Art schwedischer Robin Hood, der als Frau verkleidet den Armen gab, was er den Reichen stahl.

Und auch kulinarische Motive können einen hierher locken: Muscheln, Krebse, Hummer kommen frisch auf den Teller. Jakobs- und Miesmuscheln, Kaisergranat, dazu der nordische, überaus schmackhafte Hummer werden direkt vor der Küste um Marstrand aus dem Meer gezogen. Auch Lachs oder Hering dürfte man selten frischer und besser zubereitet serviert bekommen. In den Küstengewässern gedeihen selbst Austern, die die Schweden – mit einem kräftigen Messer geöffnet – zu einem Glas Weißwein gleich direkt auf den Schärenfelsen genießen. Zu den Pflichten eines Inselaufenthalts gehört auch ein Fischessen im Restaurant des 1892 gegründeten Grand Hotel. Dort genoss der damalige schwedische König Oscar II. mehrere Sommerurlaube.

Westküstensprenkel

Grand Hotel Marstrand, anno 1892. Legendäre Bar, sehr gutes Restaurant (Grand Tenan). Viel frischer Fisch, alte Rezepte. grandmarstrand.se

Marstrands Havshotell, modern, schick, an der Marina. marstrands.se

Hotell Nautic, gemütlich, nahe der Fähre. nautichotell.se

Vatten/Skärhamn, leichte schwedische Küche, Meeresfrüchte, beim Aquarellmuseum. restaurangvatten.com

Die Recherchereise wurde unterstützt von „Visit Sweden“. visitsweden.de, westschweden.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2013)

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