Die Übernahme von E-Plus macht Telefónica Deutschland zum Mobilfunk-Marktführer. Die Börse reagiert noch verhalten.
Berlin/Madrid/Red./Ag. Ein nun sehr wahrscheinlich gewordener Megadeal wirbelt die deutsche Telekommunikationslandschaft durcheinander: Nachdem der mexikanische Telekom-Milliardär Carlos Slim seinen Widerstand aufgegeben hat, ist der Weg für die Übernahme der Mobilfunkgesellschaft E-Plus durch die Telefónica Deutschland (die den Mobilfunker O2 betreibt) praktisch geebnet.
Einen Strich durch die Rechnung könnten höchstens noch die Wettbewerbsbehörden machen, denn mit der Fusion von E-Plus und O2, derzeit Nummer drei und Nummer vier auf dem deutschen Mobilfunkmarkt, würde ein neuer Marktführer entstehen. Zur Zeit ist die Deutsche Telekom „Platzhirsch“, gefolgt von Vodafone.
Eine ähnliche Fusion hat es vor Kurzem in Österreich gegeben, wo sich der viertgrößte Mobilfunkanbieter („3“) den drittgrößten (Orange) einverleibte. Die fusionierte neue „3“ bleibt allerdings auf dem dritten Platz hinter der Telekom (A1) und T-Mobile.
Slim, dessen América-Móvil-Gruppe Hauptaktionär der E-Plus-Muttergesellschaft KPN ist, hat seinen Widerstand gegen den Verkauf aufgegeben, nachdem das Angebot noch einmal deutlich nachgebessert worden ist. KPN bekommt jetzt 20,5 Prozent an Telefónica Deutschland (statt, wie ursprünglich angeboten, 17,6 Prozent) und zusätzlich fünf Mrd. Euro.
Börse reagiert vorerst verhalten
Wie Slim, der mit einem geschätzten Vermögen von 73 Mrd. Dollar als reichster Mann der Welt gilt, den Erlös aus dem E-Plus-Verkauf anlegen will, ist noch ungeklärt. Der mexikanische Multimilliardär hält über seine América Móvil unter anderem eine Viertelbeteiligung an der Telekom Austria.
An der Börse hat der Deal vorerst noch nicht richtig eingeschlagen. Zwar ging der Kurs von Telefónica Deutschland nach der Ankündigung der geplanten Fusion in der Spitze um fast neun Prozent nach oben. Am Nachmittag hat sich der Zuwachs aber wieder auf knapp eineinhalb Prozent normalisiert.
Analysten meinen freilich, dass der Kurs durch den Zusammenschluss und die damit verbundene Bereinigung auf dem umkämpften deutschen Mobilfunkmarkt mittelfristig einen deutlichen Schub bekommen könnte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2013)