Großer Neubau, großer Umzug

Die Wirtschaftsuniversität Wien zieht in ihren neuen Campus im Prater. Eine logistische Mammutaufgabe, die an diesem Wochenende abgeschlossen werden soll.

Die letzten Wochen wird Julia Reisenbichler nicht so schnell vergessen. Die Wienerin ist hauptverantwortlich für den bislang größten Umzug in Österreich, die Übersiedlung der Wirtschaftsuniversität Wien vom Alsergrund in den neuen Campus im Prater. An diesem Wochenende geht das Projekt in die Endrunde. Logistische Höchstleistungen sind gefordert: Jeder einzelne der tausenden Kartons muss in dem 100.000 Quadratmeter großen Uni-Gelände punktgenau ankommen, damit die Mitarbeiter am Montag einsatzfähig sind. Reisenbichler ist optimistisch, dass auch der letzte und größte Teil des WU-Umzugs ohne wesentliche Probleme über die Bühne gehen wird. Bisher lief das Projekt nämlich weitgehend reibungslos ab. Dazu habe die penible Vorbereitung beigetragen, betont die WU-Mitarbeiterin. Schon vor mehr als zwei Jahren begann sie, an der Ausschreibung für die logistische Planung des Umzugs zu arbeiten. „Ein solches Großprojekt ist nicht ohne externe Experten durchführbar, und im Vorfeld muss genau überlegt werden, welche Consulting-Leistungen man benötigt“, erklärt sie.

Infos über Onlineportal

Diese Arbeiten dauerten fast ein Jahr. Beauftragt mit der Organisation der Besiedelung des WU-Campus wurde schließlich Gnesda Real Estate&Consulting. Neben der kompletten Umzugsplanung war das Unternehmen in einer Arge mit Ziviltechniker Hans Lechner auch für die Möblierung im neuen Campus verantwortlich. Dabei ging es um immerhin 45.000 Einzelstücke, die in den letzten Wochen angeliefert und montiert wurden.

Ein wesentliches Element bei Großübersiedlungen bildet die Kommunikation. Daher wurde ein Onlineportal, auf dem die 1650 Beschäftigten bereits im Frühjahr ihre individuellen Möblierungswünsche einbringen konnten, eingerichtet. In den letzten Wochen spielte das Portal beim Umzug eine Schlüsselrolle. Die Mitarbeiter fanden dort alle für sie wichtigen Informationen. „Wo jemand im neuen Haus sitzt, wann sein Umzugstermin ist, was er tun muss – alles ist online, selbst die Etiketten für die Umzugskartons mit genauer Zieladresse werden von dort ausgedruckt“, erzählt Gnesda-Geschäftsführer Tobias Hafele. Aus diesen Daten entstanden Infoblätter, die seit Freitag im neuen Campus auf jedem einzelnen der 890 neuen Arbeitsplätze liegen. IT-Techniker, die am Wochenende im Einsatz stehen, sind damit in der Lage, PC und Telefon wunschgemäß aufzustellen. Mängel werden ebenfalls elektronisch erfasst: Gnesda-Mitarbeiter geben sie via Tablet-PC in das System ein, daraus entstehen umgehend Arbeitslisten.

Eine Herausforderung stellt der WU-Umzug auch für die Spedition dar. An diesem Wochenende werde wieder im Dreischichtbetrieb mit jeweils fünfzig Mann gearbeitet, berichtet Peter Minichmayr, Geschäftsführer der Spedition Frachtmeister. Seine Mitarbeiter haben detaillierte Orientierungspläne, um sich im neuen Campus zurechtzufinden. „Nach rund fünf Wochen Einsatz kennen wir uns auf dem Gelände aber schon sehr gut aus“, sagt er.

Bibliotheken schon einsatzbereit

Während die Büroübersiedlung noch mit Hochdruck läuft, kann Gnesda-Mitarbeiter Marko Rostek schon aufatmen. Er ist für den Bibliotheksumzug verantwortlich, und der wurde zu einem großen Teil bereits vergangenen Dienstag abgeschlossen. Erfolgreich. „Wir haben vier Fünftel übersiedelt, und es gab nur eine einzige Meldung, dass zwei Bücher zurückgeblieben sind“, sagt Rostek nicht ohne Stolz. Dabei war der Bibliotheksumzug nicht nur durch die Menge eine Herausforderung, da gleichzeitig das gesamte Bibliothekswesen der WU reorganisiert wurde: Die Bücher der Haupt- und 40 Institutsbibliotheken wurden in eine Haupt- und fünf Fachbibliotheken zusammengeführt.

Großprojekt WU

Knapp vier Jahre wurde am neuen Campus der Wirtschaftsuniversität zwischen Messe und Prater gebaut. Die offizielle Eröffnung findet am 4.Oktober statt, die Übersiedlung soll an diesem Wochenende großteils abgeschlossen werden.
700.000 Bücher, Materialien für 1650 Arbeitsplätze in 26.000 Umzugskartons, 1400 Personalcomputer und noch etliche andere Dinge mehr wurden vom Alsergrund auf den neuen Campus in den Prater gebracht. Eine Bildergalerie dazu gibt es aufhttp://immobilien.diepresse.com.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.