Bis Ende September sucht Masseverwalter Mitterlehner noch einem Käufer für das Gesamtunternehmen.
Nach der am 12. August beschlossenen Schließung hat die letzte Filiale der insolventen Drogeriemarktkette dayli (vormals Schlecker) Ende vergangene Woche zugesperrt. Nahezu alle Mitarbeiter - Anfang Juli waren es noch 3.468 in Österreich - seien aus dem Unternehmen ausgetreten, sagte Masseverwalter Rudolf Mitterlehner.
Bis Ende des Monats werde noch ein Käufer für das Gesamtunternehmen gesucht, der Interesse an den Filial-Mietverträgen sowie den Lagern habe. Es gebe Gespräche mit "diversen Interessenten".
Knapp ein Jahr hat das Gastspiel des davor fast unbekannten Investors Rudolf Haberleitner bei der Drogeriekette dayli angedauert. Seine Ankündigungen waren stets groß, doch schon von Beginn an wurden die Pläne des 68-Jährigen von vielen in Zweifel gezogen. Haberleitner wollte aus dem früheren Drogerieriesen Schlecker mit ramponiertem Image einen Nahversorger bauen: APA/HERBERT NEUBAUER Rudolf Haberleitner übernimmt über die Restrukturierungsgesellschaft TAP 09 (TAP steht für Turnaround Platform) 1350 Schlecker-Standorte in Österreich, Italien, Polen, Belgien und Luxemburg. Allein in Österreich können mehr als 3000 Beschäftigte aufatmen, wenngleich die österreichische Schlecker-Tochter selbst von der Insolvenz nicht betroffen war. Die neuen Eigentümer geben der Drogeriekette den Namen dayli. APA/HERBERT PFARRHOFER Haberleitner holt sich den langjährigen dm-Manager Peter Krammer als operativen Vorstand an Bord. Er selbst fungiert als Vorstandsvorsitzender (CEO). Erst im Mai 2013 ist das dayli-Management mit dem Einzug von Hanno Rieger, ehemaliger Österreich-Chef bei Lidl, als CMO ("Chief Marketing Officer") und Andreas Bachleitner, zuletzt Adeg-Vorstand, als Finanzvorstand (CFO) komplett. APA/HERBERT NEUBAUER Völlig überraschend steigt der Glücksspielkonzern Novomatic zu 50 Prozent als Finanzinvestor bei dayli ein. In der Glücksspielbranche wird der Einstieg als kluger Schachzug gewertet. Der niederösterreichische Konzern könnte sich so langfristig Standorte für Glücksspielsalons sichern, im Falle, dass dayli-Filialen zusperren, könnte Novomatic als Eigentümer laufende Mietverträge des Einzelhändlers übernehmen, wurde damals spekuliert. dayli macht in Pöggstall (NÖ) und Linz-Ebelsberg die ersten Filialen mit dem neuen Nahversorgerkonzept auf. In den Regalen findet sich ein Sammelsurium aus frischem Obst und Gemüse, Mehl, Soja-Desserts, Kosmetik- und Hygieneartikeln, Zigaretten, Zeitschriften, Kleidung usw. In den neuen Filialen gelten auch neue Öffnungszeiten, am Sonntag von 9.00 bis 18.00 Uhr. Weitere Filialen sollten folgen. Auf der ersten Pressekonferenz seit der Übernahme kündigt das dayli-Management an, in Österreich in allen damals 885 Filialen Sonntags aufsperren zu wollen und legt sich damit mit Gewerkschaft, Kirche und Politik an. Außerdem räumt Haberleitner einen Finanzbedarf von 114 Mio. Euro allein für 2013 für den Umbau bestehender Filialen sowie für Neueröffnungen ein. APA/HERBERT NEUBAUER Miteigentümer Novomatic schaltet sich in den Streit um die Sonntagsöffnung ein und pfeift dayli zurück. Bis die Rechtslage eindeutig geklärt ist, lasse dayli seine Geschäft am Sonntag zu, so Novomatic damals. Eine Gesetzesänderung vereitelt die Pläne zur Sonntagsöffnung. VP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner ändert die Gewerbeordnung dahingehend, dass der sonntägliche Warenverkauf mit Gastgewerbekonzession künftig nur dann erlaubt ist, wenn der Charakter des Betriebes als Gastgewerbe auch tatsächlich gegeben ist. Novomatic gibt bekannt, aus seiner Beteiligung an dayli wieder auszusteigen und seinen Hälfteanteil an den Firmengründer Rudolf Haberleitner zurückzugeben. Der Glücksspielkonzern stellt das gewährte Darlehen in der Höhe von zehn Millionen Euro nicht sofort fällig und bleibt damit als "Finanzinvestor" an Bord. APA/HERBERT NEUBAUER dayli meldet 560 Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice (AMS) an und gibt bekannt, rund 180 der 885 Filialen in Österreich zu schließen. Außerdem wird das Aus für das Verteilerzentrum Gröbming in der Obersteiermark mit 68 Mitarbeitern vermeldet. Drei Wochen später gibt die Drogeriemarktkette bekannt, dass sie "nur" 336 Mitarbeiter abbauen und 103 Filialen schließen wird. Bei dayli spitzt sich die Lage weiter zu. Ende des Monats sind Gehälter sowie Urlaubsgeld für rund 3000 Mitarbeiter in Österreich fällig. Zusätzlich müssen gestundete Lieferantenverbindlichkeiten bedient werden. (c) Erwin Wodicka - wodicka@aon.at (Erwin Wodicka) Die Juni-Gehälter und Urlaubsgelder werden nicht fristgerecht ausbezahlt. dayli-Lieferanten drohen damit, den Insolvenzantrag zu stellen. Firmenchef Haberleitner wird in Italien von vermeintlichen Geschäftspartnern um eine Million Euro geprellt. Im Raum steht auch ein Verdacht auf Geldwäsche. Haberleitner könnte deswegen von der Wiener Polizei im Auftrag der italienischen Behörden befragt werden. APA/HERBERT NEUBAUER Dem Kreditschutzverband 1870 wird das Hin und Her um die Drogeriekette zu viel. Der Konkursantrag wird vorbereitet. Ein Ultimatum bekommt das Management auch von der Gewerkschaft. Sollten die Beschäftigten ihr Geld nicht spätestens am 11. Juli auf den Konten haben, werden die Arbeitnehmervertreter rechtliche Schritte einleiten, kündigte die GPA an. APA/HERBERT NEUBAUER dayli stellt selbst den Antrag auf ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Die Passiva belaufen sich auf 56 Mio. Euro, davon 18 Mio. Euro Lieferantenverbindlichkeiten. Haberleitner verkauft dayli kurz vor Insolvenzanmeldung um einen symbolischen Euro an den Textilkenner Martin Zieger. APA/GEORG HOCHMUTH Masseverwalter Rudolf Mitterlehner zieht die Notbremse und beantragt die Schließung von 355 Filialen. 1.261 Mitarbeiterinnen verlieren ihren Job. Kreditschützer und Masseverwalter geben dem Neo-Eigentümer bis Ende Juli Zeit, noch einen Investor zu finden. Zieger beziffert den Finanzbedarf für eine Fortführung mit 40 Mio. Euro. APA/HERBERT PFARRHOFER Masseverwalter Rudolf Mitterlehner meldet die verbliebenen Mitarbeiter sicherheitshalber beim AMS zur Kündigung an. Gleichzeitig kündigte er abermals eine 40-Prozent-Preisaktion an. Nach einem Monat ohne Lohn bekommen die Mitarbeiterinnen nun zudem die Juli-Gehälter ausbezahlt. Eine Woche später kündigt der Masseverwalteran, das Unternehmen zu schließen, wenn nicht bis 9. August ein Investor eine Bankgarantie in Höhe von 1,15 Mio. Euro für die Abdeckung des Verlusts der nächsten Tage legt. APA/GEORG HOCHMUTH Der Umbau der ehemaligen Drogeriemarktkette Schlecker zu dayli ist endgültig gescheitert. Gläubigerausschuss und Gericht bewilligten heute, Montag, die vom Insolvenzverwalter beantragte Schließung. Damit verlieren die restlichen 2.200 dayli-Mitarbeiterinnen ihren Job. Im Juli waren bereits 1.261 Beschäftigte abgebaut worden. Kein Investor konnte eine Bankgarantie über 1,5 Mio. Euro vorlegen. APA/GEORG HOCHMUTH Schlecker-Umbau gescheitert Am 27. August hat der Insolvenzentgeltfonds mit der Auszahlung der ausständigen Juni-Gehälter und Urlaubsgelder für die dayli-Mitarbeiterinnen begonnen. In einem ersten Schritt werden Löhne und Gehälter bezahlt, die den ehemaligen Mitarbeitern noch zustehen.
(APA)
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