Am Dienstag wählen die Olympier einen neuen IOC-Präsidenten.
Buenos aires/Fin. Am Dienstag wird es für das IOC erneut ernst. Die Olympier wählen ihren neuen Präsidenten, der Belgier Jacques Rogge, 71, tritt nach zwölf Jahren an der Spitze dieses Imperiums ab. Ein Sextett stellt sich der Wahl: Thomas Bach (Deutschland), Richard Carrion (Puerto Rico), Ng Ser Miang (Singapur), Denis Oswald (Schweiz), Sergej Bubka (Ukraine) und Wu Ching-Kuo (Taiwan). Die wohl interessanteste Person in diesem Kreis ist der Bankier Carrion. Bach, bereits IOC-Vizepräsident, gilt für viele als Favorit, doch der Mann aus Puerto Rico zeichnet für den IOC-Wohlstand verantwortlich.
Richard Carrion versteht viel von Geld, aber er spricht nicht gern darüber. Der 60-Jährige positioniert sich als weltmännischer Staatsmann mit klaren Visionen. Er steht zu seinem Beruf als Bankier, will aber partout nicht darauf reduziert werden. „Ich höre immer: ein Banker, ein Banker – die IOC-Mitglieder werden für den stimmen, den sie für den Besten halten. Ich weiß mich in dieser Welt zu bewegen.“
Acht Milliarden Dollar
Diese IOC-Welt umfasst in ihrer 119-jährigen Geschichte acht Vorgänger als Präsidenten, allesamt entweder aus Europa oder Amerika und Carrion ist wohl derjenige, der am meisten dafür tun könnte, den Geldfluss weiter fließen zu lassen. Er hat als Chef der Finanzkommission in den vergangenen fünf Jahren Verträge über mehr als acht Milliarden Dollar ausgehandelt.
Er muss diese Summe nicht proklamieren, sein Verdienst und Know-how sind dem Kreis aus Politikern, Millionären, Funktionären und ehemaligen Sportlern bekannt. Also predigt er „Leidenschaft“, Olympia und seine wahren Werte und pocht auf Zusammenhalt. Dafür wird Carrion auch eigens „gecoacht“. Neben einem ehemaligen Sportreporter hat er James Carville als Helfer engagiert. Carville unterstützte schon Bill Clinton in seinem Wahlkampf.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2013)