Schuldsprüche im Vergewaltigungsfall, der Indien aufrüttelte

Der Polizeibus ist jenes Bild, dass seit Prozessbeginn stets um die Welt geht, wenn es um den Vergewaltigungsfall der 23-jährigen Studentin geht.
Der Polizeibus ist jenes Bild, dass seit Prozessbeginn stets um die Welt geht, wenn es um den Vergewaltigungsfall der 23-jährigen Studentin geht.(c) REUTERS/Adnan Abidi
  • Drucken

Vier Männer wurden auch wegen Mordes an einer Studentin schuldig gesprochen. Das Strafmaß ist noch offen, sie könnten gehängt werden.

Fast neun Monate nach der schockierenden Gruppenvergewaltigung einer 23 Jahre alten Studentin in Indien sind die vier volljährigen Angeklagten schuldig gesprochen worden. Ein Sondergericht in Neu Delhi sah es am Dienstag als erwiesen an, dass sie die junge Frau in einem Bus entführten, vergewaltigten und so schwer verletzten, dass sie später starb. Richter Yogesh Khanna erklärte, die Männer hätten "eine hilflose Person ermordet". Das Strafmaß wird in den kommenden Tagen erwartet. Den vier Verurteilten, die zwischen 19 und 26 Jahre alt sind, droht die Todesstrafe. "Wir werden Rechtsmittel einbringen", sagte Anwalt V. K. Anand nach der Urteilsverkündung in Neu Delhi. Verteidiger Vivek Sharma schloss sich an.

>> Chronologie: Indien seit dem 16. Dezember 2012

Ein ebenfalls beteiligter Jugendlicher war Ende August zu drei Jahren Jugendarrest verurteilt worden. Das ist die Höchststrafe für Jugendliche in Indien. Ein sechster Angeklagter, der als Anführer der Bande galt, wurde unter noch ungeklärten Umständen erhängt in seiner Gefängniszelle gefunden. Die äußerst grausame Tat am 16. Dezember hatte ganz Indien aufgeschreckt und zu wochenlangen Protesten geführt.

Angeklagte wiesen Schuld von sich

Die nun verurteilten Männer - ein Taxifahrer, ein Helfer in Bussen, ein Fitnessstudio-Mitarbeiter und ein Obstverkäufer - hatten ihre Schuld bestritten. Erst gegen Ende des Prozesses erklärte der 26 Jahre alte Taxifahrer laut seinem Anwalt, er habe den Bus gefahren, aber von den Vorgängen auf der Rückbank nichts mitbekommen. Ein Freund der Studentin, der ebenfalls im Bus war und von der Gruppe zusammengeschlagen wurde, hatte die brutale Tat ausführlich im Gerichtssaal erzählt.

Die Familie des Opfers hatte bei der Urteilsverkündung Tränen in den Augen. Zuvor hatten die Angehörigen des Opfers einmal mehr den Strang für die Täter gefordert. "Die einzig mögliche Strafe für diese Männer, die solch ein brutales, abscheuliches Verbrechen begangen haben, ist die Todesstrafe. Wir werden nichts Anderes akzeptieren, auch keine lebenslange Haftstrafe", sagte der 20 Jahre alte Bruder. Nur so könnten sie mit dem Tod des Familienmitglieds abschließen.

"Sie starb, aber weckte die Nation auf"

Die Gruppenvergewaltigung im Dezember war die erste einer ganzen Reihe solcher Verbrechen, über die in den indischen Medien ausgiebig berichtet wurde. Erstmals begann eine gesellschaftliche Debatte über das weitverbreitete Problem und Menschen, die zuvor das Wort "Vergewaltigung" nie in den Mund nahmen, sprachen nun darüber. Der Nachrichtensender NDTV kommentierte am Dienstag: "Sie starb, aber weckte die Nation auf."

Der landesweite Aufschrei zwang die Regierung dazu, die Haftstrafen für sexuelle Verbrechen zum Teil zu verdoppeln. Die Polizei, die Vergewaltigungsopfer of nicht ernst nahm, nimmt jetzt mehr Fälle auf und versucht, mehr Frauen einzustellen. Es gibt mittlerweile spezielle Notrufnummern für Frauen und Schnellgerichte, die sich mit Sexualstraftaten befassen.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

REUTERS PICTURE HIGHLIGHT
Weltjournal

"Keine Gnade": Inder loben Todesstrafe für Sexualmörder

Die Todesurteile für vier Vergewaltiger finden breite Zustimmung bei der indischen Bevölkerung. Menschenrechtler zeigen sich dennoch pessimistisch, weiterhin würden nur 24 Prozent der Täter verurteilt.
Todesstrafe fuer vier Sexualmoerder
Weltjournal

Indien: Todesstrafe für vier Sexualmörder

Die Männer, die eine Studentin entführt, vergewaltigt und ermordet haben, sollen gehängt werden. Das Verbrechen hat zu monatelangen Protesten im ganzen Land geführt.
Jeder vierte Mann Asien
Weltjournal

Jeder vierte Mann in Asien ist ein Vergewaltiger

In einer UN-Studie sagten die Befragen aus, sie hätten „Recht auf Sex“. 10.000 Männer bis 50 Jahre wurden befragt.
Die publik gewordene Vergewaltigung einer Studentin durch sechs Männer, löste heftige Proteste in vielen Teilen Indiens aus.
Weltjournal

16. Dezember 2012: Ein Datum das Indien verändert hat

Seit der Vergewaltigung einer 23-jährigen Studentin von sechs Männern, ist in Indien laute Proteste. Lesen Sie hier die Chronologie der Ereignisse.
Ein Polizeiwagen fährt auf das Gelände des Hochsicherheitsgefängnis Tihar.
Weltjournal

Vergewaltigung in Indien: Verdächtiger erhängt sich in Haft

Der Mann soll der Drahtzieher jener Vergewaltigung gewesen sein, die weltweit Proteste auslöste. Angehörige sprechen von Mord und Verschwörung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.