"Keine Gnade": Inder loben Todesstrafe für Sexualmörder

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Die Todesurteile für vier Vergewaltiger finden breite Zustimmung bei der indischen Bevölkerung. Menschenrechtler zeigen sich dennoch pessimistisch, weiterhin würden nur 24 Prozent der Täter verurteilt.

Die Todesurteile gegen vier Vergewaltiger und Mörder einer jungen Studentin in Indien haben breite Zustimmung in der Bevölkerung gefunden. "Keine Gnade gezeigt, keine Gnade bekommen", titelte etwa die Tageszeitung "Hindustan Times" am Samstag. "Tod für die Vier für das feige, diabolische, brutale Verbrechen", schrieb die "Times of India." Doch es regen sich auch Zweifel. Aktivisten glauben nicht, dass sich Täter wirklich von einer möglichen Todesstrafe abschrecken lassen.

Ein Spezialgericht in Neu Delhi hatte die Männer am Freitag zur Höchststrafe verurteilt (DiePresse.com berichtete). Sie hatten mit zwei weiteren Tätern die 23-jährige Studentin im Dezember in einem Bus in Neu Delhi entführt, nacheinander vergewaltigt und so stark verletzt, dass sie zwei Wochen später an den inneren Verletzungen starb. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Mitleid mit den Tätern oder ihren Familien gab es nach der Urteilsverkündung nicht. "Wenn das meine Kinder wären, hätte ich sie eigenhändig erwürgt", sagte etwa die 62-jährige Arun Puri der "Times of India". Auf ihre Kopfbedeckung hatte sie die Worte "Hängt sie!" geschrieben.

Menschenrechtler dennoch pessimistisch

Die harten Strafen seien eine Warnung an mögliche Täter, meinten viele Inder in Fernsehinterviews und in sozialen Netzwerken. "Bin erleichtert, dass die Monster in die Hölle geschickt werden", twitterte Indiens erste weibliche Polizeibeamtin Kiran Bedi. "Wenn das jedes Mal passiert, ist die Nachricht klar: Begehe ein solches Verbrechen und Du landest in der Hölle." Innenminister Susilkumar Shinde schlug in die gleiche Kerbe: Das Urteil zeige, welche Strafe Vergewaltiger erwarte, sagte er.

Menschenrechtsgruppen sind allerdings der Ansicht, das Urteil werde nur wenig an der extrem hohen Zahl von Vergewaltigungen in Indien ändern. Wichtiger wäre eine effizientere Strafverfolgung in mehr Fällen, kritisierten Aktivisten. Nur 24 Prozent der Täter würden verurteilt. Im vergangenen Jahr wurden bei der Polizei knapp 25.000 Vergewaltigungen angezeigt. Das Urteil werde Gewalt gegen Frauen nicht stoppen, sagte etwa Tara Rao von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

Das Spezialgericht habe sich zu sehr auf Vergeltung konzentriert, schrieb die Zeitung "The Hindu" in einem Leitartikel. Was fehle, sei ein konstruktiver Dialog über Polizeiarbeit und Reformen im Justizsystem.

(APA/dpa)

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