Der große Aufputz: Alle wollen Premium, keiner Basis sein

IAA-Trend Premium. Es muss der Reichtum ausgebrochen sein: Immer mehr Hersteller suchen ihr Heil (und mehr Marge) „upmarket“.

Künftig soll man schon in einem Renault „reisen wie im Privatjet“. Solcherart wird vom Hersteller die Anmutung im Inneren der Konzeptstudie „Initiale Paris“ beschrieben. Das Auto liefert einen Ausblick auf den nächsten Espace, es verrät aber vorher noch, wie man den Abstand zur begehrten Premiumklasse verringern möchte. „Initiale“ wird bei Renault künftig für die in Ausstattung und Motorisierung maximal luxuriöse Variante jeder Baureihe stehen.

Deftiges für Feinspitze

Damit folgt man dem Beispiel von Citroën, wo man eine Edellinie namens DS bereits etabliert hat. Es stellt dies den geringsten Aufwand dar, automobile Hausmannskost auch Feinspitzen, die mehr zu zahlen bereit sind, schmackhaft zu machen.

Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn hat für seinen Konzern aber noch ein Eisen im Feuer: den Premiumableger Infiniti, der in Frankfurt die Studie eines noblen Kompaktwagens zeigte. Jener Q30 will nicht wie ein Mercedes sein, er ist ein solcher: Die technische Basis des Autos, das 2015 auf dem Markt erwartet wird, stammt von der A-Klasse. Neu ist die Zweigleisigkeit nicht: Honda hat vor 25 Jahren die Nobelmarke Acura, Toyota wiederum Lexus ins Leben gerufen. Während sich Lexus und Infiniti in Asien und den USA längst bewährt haben, kämpft man in Europa noch mit Akzeptanzproblemen.

Die Analysten der Banken, die die Hersteller durchleuchten und deren Börsenwert mitbestimmen, begeistern sich vor allem für die höheren Margen, die das Premiumsegment gemeinhin abwirft. Zudem hat sich die Premiumschiene zuletzt als weltweit robust erwiesen, während Massenhersteller an schwacher Nachfrage und großem Preisdruck laborieren. Besonders auf dem asiatischen Markt ist europäische Dutzendware nicht gefragt. Schon hat Peugeot angekündigt, sich „upmarket“ bewegen zu wollen, um so der Rabattschlacht zu entgehen und die Erträge aus den Verkäufen zu steigern.

Ein logischer Kandidat für einen solchen Schritt war freilich auch Ford. Unter dem Label Vignale bündelt man fürderhin alle Premiumanstrengungen der Marke, erster der Geadelten ist der Mondeo, der als Vignale feinstes Leder, viel Chrom und glamouröses Schuhwerk trägt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2013)

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