Mit dem Laser in ein Leben ohne Brille

Laser Leben ohne Brille
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Augenoperationen mit dem Laser gibt es schon seit knapp 30 Jahren. Doch die Technik wird zunehmend verfeinert und macht Fehlsichtigkeit immer besser behandelbar. Jede Methode hat aber ihre Eigenheiten und Tücken.

Leopold Berger strahlt: „Schwimmen, Fitnesscenter, Reisen, all das macht nun wieder viel mehr Spaß.“ Natürlich, irgendwie ging es auch mit Brille immer, doch wirklich gut ging es nie. Aber ganz ohne Brille ging es auch nicht, „denn mit sechs Dioptrien sah ich viel zu wenig bis fast nichts mehr“. Und Kontaktlinsen, die vertrug er wegen seiner Hornhautverkrümmung nicht. Doch diese Zeiten sind vorbei – er ist auf fast null Dioptrien. „Der Eingriff hat mir neue Lebensqualität beschert, neue Freiheit geschenkt“, schwärmt der Diplomingenieur. Der Eingriff – damit ist Relex/Smile gemeint, ein Verfahren, dem sich der 27-Jährige unterzog.

„Es ist das jüngste und schonendste Laserverfahren, mit dem man Kurzsichtigkeit beheben kann“, sagt Siegfried Priglinger, Vorstand der Augenabteilung am AKH Linz und Leiter des Linzer Smileeyes Laserzentrums. Er ist einer der wenigen in Österreich, der dieses Verfahren durchführt. Es eignet sich vor allem für 20- bis 50-Jährige. „Der entscheidende Vorteil ist, dass die Hornhaut, also die Kornea, annähernd ihre natürliche Struktur behält.“

Die Krümmung der Hornhaut, die das eintreffende Licht bricht, sowie die Länge des Augapfels sind meist ausschlaggebend, ob ein Mensch kurz-, weit- oder normalsichtig ist. Letzteres ist der Fall, wenn die Lichtstrahlen genau auf der Netzhaut gebündelt werden. Das geht nicht, wenn die Hornhaut zu stark oder zu schwach gekrümmt, der Augapfel zu lang oder zu kurz ist. Laserstrahlen können hier korrigieren und modellieren. Bei Kurzsichtigkeit ist der Augapfel zu lang, da muss die Brechkraft reduziert werden, indem man die Hornhaut mittels Laser abflacht, bei Weitsichtigkeit ist der Augapfel zu kurz, da muss die Brechkraft erhöht werden, indem man die Hornhaut steiler macht. Allerdings: Der Alterssichtigkeit kann die Laserchirurgie nicht vorbeugen.

Seit knapp 30 Jahren wird die Lasertechnik Lasek (Laser Epithelial Keratomileusis) praktiziert. Sie ist eine Oberflächenmethode, wird bei bis zu sechs, maximal acht Dioptrien angewandt, der Eingriff dauert einige Minuten pro Auge. Wie bei jedem anderen Augenlaserverfahren auch erhält der Patient vor der Behandlung betäubende Augentropfen. „Dann wird die äußerste regenerierbare Schicht der Hornhaut, das Epithel, meist mit Alkohol gelockert, zur Seite geschoben und anschließend die darunter liegende Hornhaut mittels Excimer-Laser (Gaslaser, die elektromagnetische Strahlung im ultravioletten Wellenlängenbereich erzeugen, Anm.) individuell modelliert“, sagt Andreas Kruger, einer der Leiter des Augenlaserzentrums Wien.


Narbenbildung selten. Die Methode zeigt zwar gute Ergebnisse, hat aber den Nachteil, dass die Wunde einige Tage schmerzen kann und gute Sicht nach frühestens sieben Tagen möglich ist. Wie bei jeder Operation kann es zu Infektionen und Narbenbildung kommen. „Das ist aber sehr selten“, meint Augenarzt Kruger. Der Vorteil wiederum von Lasek: Die Hornhaut bleibt stabiler, die Operation ist auch bei Menschen mit dünner Hornhaut möglich.

Ihnen bleibt allerdings die Lasik-Methode (Laser-in-situ-Keratomileusis) vorenthalten, das zurzeit wohl populärste Verfahren. Lasik ist bis acht Dioptrien erfolgreich, kann aber unter bestimmten Bedingungen bis zehn Dioptrien gemacht werden. Der Eingriff dauert fünf bis zehn Minuten pro Auge. Bei modernen Geräten und entsprechendem Ärzte-Know-how ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Sehschärfe danach den angestrebten Zielwerten entspricht, sehr hoch.


Hobel auf der Hornhaut. Bei dieser Methode wird mit einem sogenannten Femto-Laser oder einem mikrochirurgischen Hobel ein Deckelchen von etwa 0,1 Millimetern von der Hornhaut geschnitten, wie ein Buchdeckel zur Seite geklappt und das darunter liegende Gewebe mit Excimer-Laser abgeschliffen. Das Deckelchen wird dann wieder zugemacht und wächst von selbst wieder an. Kritiker merken an, dass die Hornhaut an der gelaserten Stelle dünner wird und einen Teil ihrer mechanischen Widerstandskraft verliert.

Ein Vorteil von Lasik: Man sieht gleich am nächsten Tag wieder gut. Allerdings: Wird mit dem Hobel gearbeitet, kann es passieren, dass zuviel gehobelt wird, das Deckelchen also abgeht und wieder angenäht werden muss. „Das kommt aber wirklich sehr selten vor“, beruhigt Mathias Zirm, der bereits mehr als 3000 Lasik-Operationen durchgeführt hat.

Patienten klagen nach einer Lasik-Operation immer wieder über vorübergehende Trockenheit des Auges, auch Blendeffekte in der Nacht können in den ersten Monaten auftreten. Und wie bei Lasek sind auch hier Infektionen möglich. Außerdem auch die seltene Komplikation der Keratektasie: Es kann sein, dass sich die Hornhaut kegelförmig nach vorn wölbt, der Betroffene sieht dann extrem schlecht, im schlimmsten Fall muss eine Hornhauttransplantation erfolgen.

Bei der jüngsten Variante, der Relex/Smile-Methode (Small Incision Lenticle Extraktion; ab einer bis zehn Dioptrien) ist eventuell noch exakteres Schneiden und Lasern möglich, der Eingriff dauert etwa zehn Minuten pro Auge. „Hier wird keine Gewebe mehr verdampft, es wird nur noch eine winzig kleine Inzision, also ein Einschnitt, gemacht. Über diesen kleinen Zugang wird das überschüssige Gewebe, das zur Fehlsichtigkeit führt, entnommen, der kleine Schnitt verheilt innerhalb von Stunden“, sagt Priglinger.

Der Vorteil: größere Stabilität, keine Schmerzen, gute Sicht bereits am Tag nach der Operation. Mit dieser Technik hat man seit drei Jahren Erfahrung, „es gab in diesem Zeitraum noch keine Komplikationen“, so Priglinger. Ein möglicher Nachteil ist aber, dass eben noch keine Langzeitergebnisse vorliegen. Es gebe auch noch wenige wissenschaftliche Publikationen und geringe Fallzahlen durchgeführter Operationen, monieren Kritiker. „Es wurden weltweit bereits mehrere tausend Patienten erfolgreich operiert“, meint Priglinger. „Als die Femto-Lasik neu war, haben auch alle aufgeschrien, jetzt machen sie fast alle.“

Priglinger ist jedenfalls überzeugt, dass auch „die Relex/Smile in wenigen Jahren viele machen werden“. Egal aber ob Lasek, Lasik oder Relex/Smile, keine Methode gewährt ein Leben lang Brillenfreiheit. Wer dies wolle, sagen Kritiker, müsse unter Umständen noch einige weitere Augenoperationen einplanen. „Kein Problem“, meint Leopold Berger, „ich würde diesen Eingriff jederzeit wieder machen lassen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2013)

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