Juwelenraub: Pink-Panther-Bande kleinlaut vor Gericht

Pink Panther Bande
Pink Panther Bande (c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Acht Mitglieder der Pink-Panther-Bande müssen sich in Wien verantworten. Mit Gentlemen-Ganoven haben sie nichts zu tun.

Wien. Man sieht George Clooney doch gern zu, wie er als smarter Gentleman-Gauner Danny Ocean mit seiner Gang „Ocean's Eleven“ den aalglatten Casino-Boss Terry Benedict ausnimmt. Eine gewisse Coolness im Auftreten und in der Ausführung diverser Überfälle auf Juweliere wird auch der seit den 1990er-Jahren international aktiven Pink-Panther-Bande nachgesagt. Allein: Jene Bandenmitglieder, die seit Montag in Wien fünf Raubüberfälle zu verantworten haben, erinnern so überhaupt nicht an Gentlemen-Ganoven.

Auch die Taten, die den acht Serben im Alter zwischen 23 und 45 Jahren nun im Straflandesgericht vorgeworfen werden, weisen kaum Züge von steril ablaufenden Coups auf, die fein säuberlich auf die Beschaffung von Diamanten ausgelegt sind. Vielmehr wirft Staatsanwalt Markus Berghammer den sich nun kleinlaut zeigenden Männern eine „besonders brutale Vorgangsweise vor“.

Da war etwa der Überfall auf einen kleinen (nicht übertrieben mondän wirkenden) Juwelier in Wien-Hernals Anfang Oktober 2012: „Die Täter wussten, dass sich die Angestellten wehren würden, da der Juwelier schon einmal überfallen wurde.“ So hätten die Männer ohne Warnung mit einer Axt auf einen Angestellten eingeschlagen. Das Opfer trug eine Schädelfraktur davon. Auch der Inhaber des Juweliers wurde bei dem Angriff verletzt.

Die acht nun angeklagten Männer – Erstangeklagter ist der Serbe Milos L. (26), genannt „der Dicke“ – werden nicht zu gleichen Teilen für die fünf Überfälle zwischen Februar 2012 und März 2013 (viermal Wien, einmal Salzburg, Beutegesamtwert ca. 500.000 Euro) verantwortlich gemacht. Vielmehr sollen sie – sieben von acht Angeklagten bekennen sich teilweise schuldig, einer plädiert auf Freispruch – in wechselnder Besetzung aufgetreten sein. Jedenfalls hat es der Senat nun mit der unteren Ebene des Netzwerks zu tun, das seinen Ursprung in Serbien und Montenegro hat.

Laut Anklage soll das Lokal Dukat in Belgrad als Drehscheibe für eine „kriminelle Vereinigung“ gedient haben, „die sich zum Ziel gesetzt hat, im europäischen Ausland Raubüberfälle auf Juweliere zu begehen“. In Serbien seien auch drei Männer als Köpfe der Gruppe ausgeforscht worden.

Lose kooperierende Zellen

Charakteristisch für die um die 200 Mitglieder starke Bande: Diese wird nicht von einem (einzigen) Paten geführt. Es handelt sich – und dies macht es Ermittlern schwer – um lose kooperierende Zellen, die arbeitsteilig vorgehen und Wert auf exakte Planung sowie rasante Abläufe legen. Mutmaßlich waren und sind auch Soldaten, die im Jugoslawien-Krieg gekämpft haben, unter den Akteuren.

Kriminalisten attestieren, dass die Bandenmitglieder wenige Fehler machen. So ist polizeiintern gern von einem „Kriminalphänomen“ die Rede. Hier schließt sich der Kreis zum Mythos von Gentlemen-Gaunern: Es ist die zumindest in der Vergangenheit (die fünf nun in Wien zur Verhandlung stehenden Fälle sind schlechte Beispiele) zur Schau gestellte Professionalität.

So rasen im April 2007 Bandenmitglieder mit einem schwarzen und einem weißen Audi in die Einkaufspassage Wafi City in Dubai. Das schwarze Fahrzeug zertrümmert im Rückwärtsgang die Auslagenscheibe des Juweliers Raff. Maskierte Männer stürmen das Geschäft, zerschlagen mit Hämmern die Vitrinen, stopfen die Beute, Schmuck mit Diamanten, Rubinen und Saphiren im Wert von kolportierten elf Millionen Euro, in ihre Taschen. Nach weniger als zwei Minuten ertönen Hupsignale aus dem weißen Audi. Die Täter verlassen mit ihrer bis zu dieser Sekunde gemachten Beute den Tatort und rasen mit beiden Limousinen davon. Coups wie diese zementierten den legendären Ruf der Pink-Panther-Bande, die – vage geschätzt – bisher weltweit um die 300 Millionen Euro Beute gemacht haben sollen.

Der Ring in der Cremedose

Zurück nach Wien zu dem für vier Tage anberaumten Prozess: Hier erklären nun die Arbeiter der unteren Ebene, dass sie sich „in einer schlechten finanziellen Situation“ befunden hätten, als sie angeworben worden seien. So will etwa der Fahrer eines Beutetransports in Richtung Serbien gedacht haben, dass es sich um Diebstähle, nicht um Raubüberfälle, handle. Von Hintermännern habe er nie etwas erfahren. Seine einzige Zusatzinformation sei gewesen: „Was man sich auf der Straße so erzählt.“

Warum eigentlich Pink-Panther-Bande? 2003, nach einem Juwelencoup in der Bond Street in London, hatte einer der Täter einen Diamantring im Wert von einer halben Million Euro in einer Dose mit Gesichtscreme versteckt. Ein Scotland-Yard-Ermittler erinnerte sich an eine ähnliche Szene im Streifen „Pink Panther“ aus dem Jahr 1963. Nach dem Coup in London hatte die Bande ihren Namen.

AUF EINEN BLICK

Raubserie. Acht Mitglieder der Pink-Panther-Bande standen am Montag in Wien vor Gericht. Die Männer bekannten sich – bis auf einen – teilweise schuldig im Sinn der Anklage. Der Staatsanwalt macht sie für fünf, teilweise brutal ausgeführte Überfälle auf Juweliere in Wien und Salzburg verantwortlich. Die Beute, unter anderem Uhren der Marken Glashütte und Omega, hatte einen Gesamtwert von etwa 500.000 Euro. Die Urteile könnten am Freitag (27.September) ergehen. Seit den 1990er-Jahren agieren Mitglieder der Bande praktisch weltweit. Um die 150 Coups sollen bisher auf deren Konto gehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2013)

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