Was zählen Master, Mindestzeit oder Elite-Uni?

zaehlen Master Ausland oder
zaehlen Master Ausland oder(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Faktencheck. „UniLive“ hat sich angesehen, was gute Noten, ein flotter Abschluss oder das Doppelstudium für den Jobeinstieg wirklich bringen.

Auch wenn ein erfolgreiches Studium längst nicht nur daran gemessen wird, was danach kommt – siehe Seite II –, letztlich wünscht sich doch jeder, das Gelernte dann auch anzuwenden. Wenn möglich in einem Job, der nicht nur Geld bringt, sondern auch gefällt. Doch was zählt eigentlich für den Berufseinstieg? Gute Noten, ein flotter Abschluss, womöglich ein zweites Studium als Draufgabe? Ist es sehr schlimm, wenn man seiner ersten Studienwahl nicht treu bleibt? Und was, wenn ein Auslandsaufenthalt nicht in die Lebensplanung passt? „UniLive“ hat sich angesehen, worauf geachtet wird.

1. Wie wichtig sind eigentlich gute Noten?

Ist doch völlig egal, das Uni-Abschlusszeugnis schaut sich ohnehin keiner mehr an: Was sich viele Studenten gern vorsagen, stimmt nicht ganz. Wie sehr darauf geachtet wird, hängt aber natürlich davon ab, für welchen Job man sich interessiert – und wie viele andere diesen wollen. Wer beispielsweise Investmentbanker werden, in eine Wirtschaftskanzlei einsteigen oder einen Job bei einer Topunternehmensberatung ergattern will, sollte auch ein entsprechendes Zeugnis vorlegen können. Da kann es schon einmal passieren, dass sich das Online-Bewerbungsformular nicht weiter ausfüllen lässt, wenn der Notenschnitt über 1,5 liegt.

Auch sonst sollte man mit Noten nicht zu salopp umgehen, sagt Ursula Axmann vom Karrierecenter der Wirtschafts-Uni. „Jeder Personaler schaut beim Einstiegsjob auf die Noten.“ Ein kleiner Trost: Später im Berufsleben relativiert sich das Gewicht des Zeugnisses zunehmend. Und außerdem: Einen ausgezeichneten Abschluss schaffen ohnehin nur die wenigsten. An der Uni Wien waren es zuletzt 13 Prozent, an der WU überhaupt nur sechs.

2. Was bringt der Studienabschluss in Mindestzeit?

Eines vorab: Weniger als die Hälfte der Studenten schließt das Studium in der Regelstudienzeit ab. Und tatsächlich ist die Mindeststudienzeit für den Berufseinstieg nicht unbedingt ein Muss – sieht man einmal von den Topjobs in den oben genannten Branchen ab (siehe Punkt eins). Prinzipiell gilt aber: Je länger man braucht, desto besser sollte man es auch argumentieren können. Während des Studiums auch nach links und rechts zu schauen, kann bei der Bewerbung sogar von Vorteil sein. „95 Prozent der Unternehmen wollen gar keine Leute, die in Mindestzeit abschließen“, sagt Axmann. Ihnen ist wichtiger, dass Absolventen auch außerhalb der Uni Erfahrung gesammelt haben.

3. Muss ich unbedingt im Ausland gewesen sein?

Bisweilen scheint es, als wären die Jobchancen ohne ein Semester im Ausland sowieso dahin. Ganz so ist es dann aber doch nicht. Während Wirtschaftsstudenten gut beraten sind, die Heimat auch einmal zu verlassen, sind Techniker ohnehin gefragt – ob mit oder ohne Auslandserfahrung. Grundsätzlich gilt, sagt Bernhard Wundsam vom Karrierecenter der Uni Wien: „Jeder, dessen Studium mit Sprachen zu tun hat oder das Wörtchen international im Namen trägt, muss gut argumentieren können, warum er nicht im Ausland war.“
Wer sicher ist, dass er ohnehin keinen Job will, der international angehaucht ist, kommt zweifellos auch ohne Auslandssemester aus.

Auch wenn ein solches trotzdem meist ein Plus ist. Denn es geht ja auch darum, sich ein bisschen auszuprobieren und Lebenserfahrung zu sammeln (siehe Punkt zwei). Solange es mit Maß und Ziel geschieht: Denn Recruiter schauen zunehmend darauf, ob jemand im Ausland auch studiert – und nicht ausschließlich Partys gefeiert hat.

4. Was bringt die richtige Universität im Lebenslauf?

Auch wenn man hierzulande von der Kluft zwischen Elite-Unis und dem Rest – wie etwa in den USA – weit entfernt ist: Der gute Ruf der Universität wird auch in Österreich immer wichtiger. Denn in einzelnen Fachbereichen haben manche Unis einfach ein besseres Renommee als andere – und das wissen Unternehmen oft auch. „Die Personaler haben die europäische Uni-Landkarte schon längst abgesteckt. Sie wissen, wo das Ausbildungsniveau hoch ist“, sagt Axmann. Tatsächlich richten die wenigsten Studenten ihre Entscheidung aber danach. Wählt man für den Auslandsaufenthalt (siehe Punkt drei) eine renommierte Uni, kann man aber immer noch punkten. An Namen wie Harvard, Cambridge oder der Sorbonne bleibt der Blick hängen.

5. Wie sinnvoll ist ein Doppelstudium?

Dass jemand gleich zwei Studien inskribiert, ist nicht wirklich außergewöhnlich. Beide auch durchzuziehen, schaffen aber nur besonders ambitionierte Studenten. Wer das lediglich aus Karrieregründen vorhat, der sollte lieber kurz innehalten. Denn ob Aufwand und Nutzen bei der Jobsuche hier in Relation stehen, ist fraglich. „Ein Doppelstudium ist keine Freikarte für den Berufseinstieg“, sagt jedenfalls Ursula Axmann. Mit ausgefallenen Kombinationen kann man dennoch punkten. Und, klar ist: Plagt man sich aus Interesse, macht man sicherlich nichts falsch.

6. Reicht der Bachelor? Brauche ich einen Master?

Allen Befürchtungen und aller Kritik zum Trotz werden Bachelorabsolventen auf dem Arbeitsmarkt inzwischen relativ gut angenommen. Laut einer unlängst veröffentlichten Studie der Uni Wien finden sie rasch einen Job und verdienen sogar ähnlich viel wie die Absolventen von Diplomstudien. Im ersten Jahr nach dem Abschluss liegt das Medianeinkommen demnach bei rund 1600 Euro brutto, ein Magister verdient nur rund hundert Euro mehr. Zumindest, wenn man der Studie glaubt, lohnt sich der Master aber mit 2100 Euro brutto. Tatsächlich hängen auch knapp neun von zehn Studenten einen Master an.

7. Muss ich der ersten Studienwahl treu bleiben?

Nicht unbedingt. Wer merkt, dass er mit seiner Wahl nicht glücklich ist, ist gut beraten, zu wechseln. Allerdings gilt: Je früher die Entscheidung getroffen wird, desto besser. Auch ein abgebrochenes Studium muss nicht unbedingt ein Karrierekiller sein, das beweisen zahlreiche prominente Studienabbrecher von Bill Gates bis Peter Handke.
Dennoch: Auf den Abschluss wird geachtet. „Aber nicht allein aus fachlichen Gründen“, meint Wundsam. Sondern auch, weil er mitunter etwas über die Persönlichkeit aussagt: Mit dem Abschluss beweist man schließlich auch, dass man den Biss hat, etwas Angefangenes zu Ende zu bringen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.