IHS-Experte Hofer plädiert dafür, die Mindestlöhne weiter flexibel von den Sozialpartnern festlegen zu lassen. In der EU ist das eher eine Seltenheit.
Die Debatte über einen gesetzlichen Mindestlohn dominierte am Dienstag das ORF-Kanzlerduell. SP-Chef Werner Faymann fordert 1500 Euro, VP-Obmann Michael Spindelegger ist gegen einen fixen Mindestlohn. Derzeit sind in Österreich Mindestlohnvarianten flexibel durch Kollektivvertragsverhandlungen geregelt. So gibt es Branchen, die deutlich weniger als 1500 Euro verdienen und Branchen, wie etwa in der Industrie, die höhere Mindestlöhne zahlen.
Eine solche Situation ist in der EU eher eine Seltenheit, in 21 Ländern gibt es einen generellen Mindestlohn. Im Ö1-Morgenjournal zeigte sich am Donnerstag Herbert Hofer, Arbeitsmarktexperte beim Institut für Höhere Studien (IHS), kritisch. Die Tarifautonomie solle weiter respektiert werden und die Mindestöhne in Verhandlung mit den Sozialpartnern entstehen.
Zwar gebe es durchaus positive Aspekte, wie etwa weniger Schwarzarbeit und einen höheren Anreiz für Personen in den Arbeitsmarkt einzusteigen, doch die höheren Arbeitskosten für Unternehmen könnten auch zu weniger Arbeitskräftenachfrage führen. "Leute, die profitieren sollen, profitieren dann nicht, weil Firmen sich das nicht leisten können", so der Experte. Eine bessere Lösung wäre für ihn eine Steuerreform, die das Nettoeinkommen der Personen, die Mindestlöhne beziehen, erhöht.
(Red.)