Daheim im Design

Die Fassade vom Stararchitekten und ein Birkenwald auf dem Dach: Wie Hotelbetreiber um die zahlungskräftige Gästeschar kämpfen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Noch hat The Guesthouse im ersten Bezirk nur zur Probe geöffnet. „Soft Opening“ nennt sich diese Finalphase: Das kleine Hotel in der Führichgasse ist bereits innen und außen fertiggestellt, Mitarbeiter bekommen die letzten Arbeitsanweisungen vor der offiziellen Eröffnung am 1. November. „Dann stehen den Gästen 39 Suiten und Zimmer zur Verfügung, wobei jedes wie ein Wohnzimmer gestaltet ist und Services wie in einem Fünfsternhotel angeboten werden“, sagt Daniel Jelitzka. Um 19 Millionen Euro entwickelte er gemeinsam mit Georg Muzicant von Colliers International die Luxusherberge gegenüber der Albertina. Für das Innen- und Raumdesign holten sich die beiden den britischen Designer Sir Terence Conran.

Eigene Visitenkarten für Gäste

Manfred Stallmajer, der Ex-Hotel-Triest-Chef, wird das Hotel – mit einer eigenen Bäckerei – führen. Das Angebot richtet sich vor allem an Geschäftsreisende, die Privatheit schätzen und sich wie daheim fühlen wollen: Wer länger als eine Woche bleibt, bekommt sogar eigene Visitenkarten.

Über zu wenige Auswahl an Hotelbetten können sich Wien-Besucher nicht beklagen. „Viele Betten kamen in diesem Jahr auf den Markt – 60.000 sind es insgesamt –, und die Nachfrage steigt weiterhin“, so Matthias Hautli, Geschäftsleiter von Kohl und Partner in Wien. Am vergangenen Mittwoch hat das Best Western Premier Hotel Harmonie im neunten Bezirk den Betrieb aufgenommen. Nach einer achtmonatigen Generalrenovierung des Gründerzeithauses, das 1863 von Otto Wagner errichtet wurde, möchte sich der Betreiber des familiengeführten Vierstern-Boutiquehotels ebenfalls mit einer „Wohnzimmeratmosphäre“ auf dem umkämpften Wiener Hotelmarkt positionieren.

„Neue Häuser wie das Guesthouse oder das in der Vorwoche von der Falkensteiner Gruppe präsentierte Stadthotel in Wien Margareten müssen beweisen, besser als die Konkurrenz zu sein“, sagt Hautli. Um sich von den anderen Anbietern abzugrenzen, wird auf exklusives Design und herausragende Architektur gesetzt. Zum aktuellen Erfolgsrezept von Entwicklern, Investoren und Hoteliers gehören Namen wie David Chipperfield oder Matteo Thun – beide wurden von der Falkensteiner Hotelgruppe engagiert. Das Wiener Architekturbüro von Arkan Zeytinoglu zeichnet für den Umbau des ehemaligen Studentenheimes aus den 1960er-Jahren zum Guesthouse verantwortlich. Auf dem Dach des Hotelrestaurants wurde sogar ein Birkenwald gepflanzt. Zeytinoglu ist bekannt für Architektur im Hotellerie- und Gastronomiebereich. Sein Büro gestaltete etwa das Interieur für das Falkensteiner Hotel Schladming oder den Expo-Pavillon in Shanghai.

„Weg von Nasszellen mit Duschvorhang“

„Design muss funktional perfekt sein“, meint Christiane Weissenborn, Geschäftsführerin der Lenikus Hotels. Die Leiterin der Projektentwicklung möchte in dem bereits bestehenden Vierstern-Superior-Hotel Lamée in der City „weg von der Nasszelle mit Duschvorhang“ und hin zu aufwendig gestalteten Badezimmern mit Marmor oder Vertäfelungen.

Dass Annehmlichkeiten wie ein Frühstück mit Bioprodukten, Möbelstücke von Wittmann, ein Flatscreen-TV oder ein kleines Fitnessstudio ihren Preis haben, liegt auf der Hand – nicht zu vergessen die jeweilige Hotellage. Eine Nacht im Guesthouse kostet zwischen 240 und 280 Euro, im Falkensteiner Hotel im fünften Bezirk beginnen die Übernachtungspreise bei 109 Euro.

AN DER REZEPTION

Hotelmarkt Wien. Zu Beginn des heurigen Jahres prognostizierten Hotelexperten einen signifikanten Kapazitätszuwachs mit 2200 neuen Hotelzimmern in allen Kategorien.

Luxusherbergen. Prominente Eröffnungen sind das Kempinski sowie The Guesthouse, die sich damit in die Riege der exklusiven Hotels einreihen.

Neuheiten. Nicht zu unterschätzen sind die bis 2014 auf dem neuen Hauptbahnhof entstehenden Hotels im Economy- und Midscale-Bereich mit mehr als 2000 Zimmern. Das Economy-Segment wird den Wiener Hotelmarkt prägen: Zwischen 2010 und 2014 verdoppelt sich die Kapazität auf 4300 Zimmer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2013)

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