Jubiläum: Das Admiral-Kino wird 100 Jahre

Ein Saal, 114 Sitze, ein runder Geburtstag: Michaela Englerts Admiral-Kino in Wien Neubau feiert sein 100-jähriges Bestehen.
Ein Saal, 114 Sitze, ein runder Geburtstag: Michaela Englerts Admiral-Kino in Wien Neubau feiert sein 100-jähriges Bestehen.(c) Teresa Zötl
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Sie hat das Admiral-Kino vor dem Aus gerettet. Den 100. Geburtstag ihres „Nahversorgerkinos“ lässt Michaela Englert gleich mehrfach feiern.

So nah beisammen wie am Wiener Gürtel auf Höhe Burggasse liegen die neue und die alte Kinowelt sonst wohl nirgendwo. Auf der einen Seite der U6-Station das große Mainstream-Multiplex in der Lugner City. Auf der anderen, nicht einmal zwei Minuten zu Fuß entfernt, liegt mit dem Admiral-Kino eines der ältesten Lichtspieltheater der Stadt.

Hundert Jahre wird das Admiral heuer alt, und es ist eines der letzten Kinos in Wien, das heute fast noch genauso aussieht wie vor einem Jahrhundert. 1913, als es eröffnet wurde, steuerten die Filmtheater auf ihre Blütezeit zu: Von 1911 bis 1914 sperrten in Wien 102 Kinos auf. Heute, 100 Jahre später, sind die Zeiten für die Branche keine so guten mehr, schon mehrmals hätte das Admiral – wie so viele andere Kinos der Stadt –, beinahe schließen müssen.

Dass es immer noch existiert, ist nicht zuletzt Michaela Englert zu verdanken, die das Kino kurzerhand „und ohne groß nachzudenken“ übernommen hat, als sie 2007 von seinem drohenden Aus erfuhr. „Mich hat das damals so geärgert, dass das Erika-Kino schließen musste“, erzählt sie. Dem Admiral wollte sie dieses Schicksal ersparen, „auch wenn es kaufmännisch natürlich eine komplette Schnapsidee ist, ein Kino zu übernehmen“.

Filmaffin war Englert schon als Jugendliche, ihre Heimatstadt Gmunden konnte ihre Neugier nach (gehobenen) Filmen allerdings nicht stillen. Erst als Englert in den 1980ern zum Studium nach Wien zog, „habe ich die ganze Filmgeschichte nachgeholt“. Vor allem im Star-Kino, im Erika und im Admiral war Englert – die heute nach wie vor beruflich in einem Filmverleih tätig ist, das Kino würde zum Überleben nicht reichen – schnell Stammgast. „Dass ich einmal selbst ein Kino führen würde, hätte ich natürlich niemals gedacht.“

Das heurige Jahr war für das Admiral kein leichtes, erzählt sie. Nach einem kleinen Aufschwung im Vorjahr, als ihr Kino digital aufgerüstet wurde und seither ein viel breiteres Filmangebot hat, liegen die Einnahmen wegen des heißen Sommers und der wochenlangen U6-Sperre heuer zwei Drittel hinter denen des Vorjahrs. Trotzdem geht es sich auch heuer wieder – auch dank eines privaten Sponsors, der dem charmanten 1950er-Foyer neue Polsterbezüge spendierte – irgendwie aus. Und gefeiert wird das 100-Jahr-Jubiläum natürlich auch, gleich mehrfach: Beim ersten Fest, morgen, Donnerstag, wird „Die Kameliendame“ mit Greta Garbo gezeigt, davor bekommen die Gäste einen Überblick über die Geschichte des Kinos präsentiert. Als Ehrengast ist Henry Ebner aus England angesagt, dessen Eltern das Admiral führten, ehe sie 1938 von den Nazis enteignet wurden. Später wurde das Kino an die Ebners zurückgestellt, die Familie, die nach England geflüchtet war, verkaufte das Admiral aber.

Gedacht wird im Zuge der Feierlichkeiten auch eines prominenten Kinobesuchers aus sehr frühen Jahren: Am 2. August 1929 besuchte Arthur Schnitzler (wie man aus seinem Tagebuch weiß) das Admiral, um sich dort den Stummfilm „Eine Nacht in London“ anzusehen. Ein 45-minütiges Fragment dieses verloren geglaubten Films mit Lilian Harvey hat Englert nach jahrelanger Suche in den USA aufgetrieben, die dazugehörenden deutschen Zwischentitel fand sie in einem Berliner Filmarchiv. Am 29. Oktober wird der Film im Rahmen der Viennale im Admiral zu sehen sein.

Und sonst? Bleibt das Ein-Saal-Kino seiner Linie treu: ein „Nahversorgerkino“, ein klassisches „Nachspielhaus“, das Filme ein paar Wochen nach den großen Kinos zeigt und dabei ein „kleiner, charmanter Rückzugsort“ (Englert) mit gehobenem Programm sein will. Gleich neben der Lugner City.

Auf einen Blick

Das Admiral-Kino (7., Burggasse 119) feiert sein 100-jähriges Bestehen mehrfach: Am Donnerstag wird eine kurze Chronik des Kinos präsentiert (19.30 Uhr), danach wird „Die Kameliendame“ gezeigt. Am So, 20. Oktober, finden Gespräche mit Wegbegleitern des Admiral (11 bis 23 Uhr) statt. Am Di, 29. 10., wird der Stummfilm „Eine Nacht in London“ (1928) gezeigt. Kartenreservierung per Mail (office@admiralkino.at) oder unter 01/523 37 59 (ab 17 Uhr). Programm: www.admiralkino.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2013)

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