Die Trauerfeier wurde abgebrochen, da sich Neonazis unter die Gäste gemischt hatten. Was mit dem Leichnam des NS-Verbrechers geschehen soll, ist unklar.
Die umstrittene Trauerfeier für den verstorbenen Nazi-Kriegsverbrecher Erich Priebke musste Dienstagabend in Albano bei Rom kurz nach dem Beginn abgebrochen werden. Neonazis hatten sich unter die Gäste gemischt. Der Sarg des Ex-SS-Mannes wurde umgehend auf dem römischen Militärflughafen von Pratica di Mare gebracht. Unklar ist jetzt, was damit geschehen soll. Bis am späten Dienstagabend kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, die gegen die Beisetzung Priebkes protestierten, und rechtsextremistischen Anhängern. Dabei wurden auch zwei Personen festgenommen
Priebkes Leichnam war zunächst aus der römischen Gemelli-Klinik in das Seminar der Piusbrüder in Albano gebracht worden. Rund 500 Einwohner demonstrierten vor dem Gebäude und hielten ein Spruchband mit der Aufschrift "Henker Priebke" hoch. Mehrere Dutzend Polizisten bewachten den Transport des Sargs und die Eingänge des Seminars. Einem Priester der Piusbrüder gelang es nur unter Polizeischutz, das Gelände zu betreten.
Nach tagelangem Streit um die Bestattung Priebkes hatte die erzkonservative Piusbruderschaft eine Trauerfeier für den im Alter von 100 Jahren in Italien gestorbenen NS-Verbrecher ermöglicht. Die Einwohner von Albano setzten sich dagegen zur Wehr. Bürgermeister Nicola Marini sagte, der Ort habe im Zweiten Weltkrieg gegen die deutsche Besatzung gekämpft und sei deshalb "fassungslos", dass die Totenmesse in der Gemeinde erfolge.
Länder und Städte verweigern Beisetzung
Seit Priebkes Tod haben mehrere Länder und Städte es abgelehnt, den ehemaligen SS-Offizier zu bestatten, darunter sein Geburtsort Hennigsdorf in Brandenburg sowie Bariloche in Argentinien, wo er jahrzehntelang unerkannt wohnte und Rom, wo er seinen Lebensabend im Gefängnis bzw. unter Hausarrest verbrachte.
Zur Person
Erich Priebke wurde im Jahr 1913 geboren. Er arbeitete zunächst für die Gestapo, später wurde er SS-Offizier. 1941 wurde er in Rom stationiert. Er soll an der Erschießung von 335 italienischen Geiseln in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom beteiligt gewesen sein: Als Vergeltung für ein Partisanenattentat im März 1944 wurden den deutschen Einheiten die Ermordung von zehn Geiseln pro getötetem deutschen Soldaten befohlen. Nach der Erschießung der Geiseln stellte Priebke fest, dass fünf Zivilisten mehr als beabsichtigt getötet worden waren.
Nach dem Krieg flüchtete Priebke nach Argentinien, wurde aber 1997 nach Italien ausgeliefert. Ein römisches Militärgericht sprach den früheren Nazi zunächst frei, 1998 wurde Priebke jedoch von einem Militär-Berufungsgericht zu lebenslanger Haft verurteilt, die kurz darauf aufgrund seines Alters in Hausarrest umgewandelt wurde.
(APA)