Solar, Biomasse und Kleinwasserkraft sollen ohne staatlichen Zuschuss auskommen, so die E-Control. Für die Windenergie soll es Investitionsanreize statt Dauerförderung geben.
Wien. Es ist wohl einer der größten Erfolge der alten Regierung: die Ökostromförderung. Zumindest gemessen an der Nachfrage: Nur wenige Stunden nach Silvester waren die Zuschüsse für Solaranlagen „ausverkauft", auch die Töpfe für Windenergieanlagen und Kleinwasserkraftwerke sind mittlerweile längst geleert. 657 Millionen Euro haben die Stromkunden 2012 an die Betreiber von Ökostromanlagen überwiesen. Im Gegenzug stieg die Erzeugung der geförderten Energieproduzenten auf elf Prozent des Stromverbrauchs.
Für Österreichs Stromkunden heißt das jedoch: Ihr Beitrag zur Subvention erneuerbarer Energiequellen wird im kommenden Jahr empfindlich teurer. Die Ökostromumlage (zu finden bei den Netzgebühren) steigt pro Durchschnittshaushalt von 65 Euro um ein Viertel auf 83 Euro im Jahr. Die Privaten bezahlen damit knapp die Hälfte der Ökostromkosten, obwohl sie nur ein Fünftel des Stroms verbrauchen. Zieht man von den 657 Mio. Euro Gesamtkosten den Wert des produzierten Stroms ab, bleiben immer noch reine Förderungen von 363 Mio. Euro.
"Wieder von der Marktreife entfernt"
Damit ist das Ende der Fahnenstange aber nicht erreicht, warnte E-Control-Vorstand Martin Graf am Mittwoch in Wien. Bis ins Jahr 2017 dürften die Gesamtkosten auf eine Milliarde Euro steigen, so seine Prognose. Die Kosten für Haushalte würden dann bei rund hundert Euro im Jahr zu liegen kommen.
Verglichen mit Deutschland, wo Private im Schnitt über 220 Euro pro Jahr bezahlen ist das zwar vergleichsweisen wenig. Dennoch ist Ökostrom nicht nur gut und schön, sondern eben auch teuer. Das Ziel, den Ausbau der Erneuerbaren voran zu treiben, hat Österreich mit seinem Fördersystem sicher erreicht. Das Ziel, die Technologien via Förderungen fit für den Wettbewerb zu machen, allerdings nicht. „Etliche Technologien haben sich in den vergangenen Jahren sogar von der Marktreife entfernt", sagt Harald Proidl Ökostrom-Experte der E-Control. Das liegt paradoxerweise nicht zuletzt am starken Ausbau der erneuerbaren Energien selbst. Denn das phasenweise Überangebot an Wind- und Solarstrom in Deutschland drückt den Strompreis an der Börse so stark nach unten, dass die Differenz zu den staatlich garantierten Einspeisetarifen stark gestiegen ist.
Keine neuen Förderungen
Es sei daher an der Zeit, sich die Frage zu stellen, ob das Fördersystem so wie es ist noch sinnvoll ist, sagt Graf. Während sich die Ökostrom-Lobbyisten die staatlichen Einspeisetarife als Erfolgsgeschichte feiern, fällt die Antwort des Regulators klar aus: Keine neuen Förderungen mehr für Solaranlagen sowie für Biomasse- und Biogasanlagen.
Fotovoltaikanlagen seien mittlerweile für Private auch ohne Subventionen schon lukrativ. Vorausgesetzt der Strom wird vor Ort verbraucht. Neue Leitungen zu jeder Solaranlagen würden sich schlichtweg nicht rechnen. Für Biomasse und Biogas sieht Graf kein Potenzial mehr. Alte Anlagen, die sich auf die Produktion von Wärme spezialisieren, müssten gegebenenfalls aber weiter unterstützt werden. Bleibt nur die Windkraft, der die E-Control den stärksten Ausbau prophezeit. Aber auch hier soll das System der Dauerförderung ein Ende finden. Statt garantierter Einspeisetarife sollen den Betreibern Investitionsanreize oder ein Aufschlag auf den Marktpreis reichen.
Noch müssen sich Österreichs Ökostrom-Produzenten aber nicht vor dürren Zeiten fürchten. Selbst wenn sich die künftige Regierung schnell einig würde, bis 2015 wird die Novelle des Ökostromgesetzes wohl in jedem Fall dauern. (auer)