Machtspiel in Badeschlapfen

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Vettel baute seine Siegesserie in Abu Dhabi aus und egalisierte Schumachers Rekord. Räikkönen widerfuhr Wundersames: Nach seiner Streikdrohung schied er in der ersten Kurve aus.

Abu Dhabi/Wien. Erst drohte er wegen ausstehender Gehälter, immerhin in der Höhe von 17 Millionen Euro, mit einem Boykott zweier Saisonrennen. Dann ereilte den Finnen Kimi Räikkönen im Qualifying für den Formel-1-GP von Abu Dhabi eine mysteriöse Disqualifikation. Wegen „Mängel des Unterbodens“ seines Lotus-Rennwagens wurde er auf den letzten Startplatz strafversetzt. Am Sonntag streikte schließlich nach wenigen Metern und der ersten Kurve die Lenkung, das Rennen war vorbei.

Räikkönen stapfte wort- und grußlos davon, tauschte laut finnischen Medien wutentbrannt auf einer Toilette Overall und Helm gegen Shorts und Badeschlapfen – und verließ im selbst gemieteten Auto augenblicklich die Rennstrecke in Richtung Flughafen. Zurück blieb ein ziemlich verdutzt wirkendes Lotus-Team; das demonstrativ zur Schau gestellte Desinteresse des 34-jährigen Finnen an der Vorstellung seiner Mannschaft beim 17. Rennen der Saison hätte größer nicht sein können.

Zumindest sickerte im Vorfeld des Rennens durch, dass – wohl auch auf Vermittlung von F-1-Chef Bernie Ecclestone („Es tut mir leid für ihn, aber er hätte etwas mehr aufpassen und wissen müssen, was er da genau unterschrieben hat“) – eine Einigung mit Lotus über die tatsächlichen Auszahlungsmodalitäten der Gage per Saisonende erreicht worden sein soll. Aber: Auch Kurzarbeit hat in der Formel1 ihren Preis...

Erst Schumacher, jetzt Ascari

Das Rennen selbst verlief wieder einmal nach Wunsch des Red-Bull-Teams und Sebastian Vettel. Der Deutsche feierte seinen siebenten Sieg in Serie, abermals das Nachsehen hatte sein Teamkollege Mark Webber, der die Pole-Position nicht nutzen konnte und mit Platz 2 Vorlieb nehmen musste. Dritter wurde Mercedes-Pilot Nico Rosberg.

Vettel, der Vierfach-Champion, egalisierte damit einen weiteren Rekord. Sieben Siege en suite schaffte vor ihm nur sein Landsmann Michael Schumacher (2004). Vettels nächster Gegner in dieser eigenen Wertung ist nun der Italiener Alberto Ascari, der neun Grands Prix in Serie gewinnen konnte – aber über zwei Saisonen verteilt.

Der Blick auf Ascaris Erfolge zeigte, welche Dimension wahre Überlegenheit in der Formel1 erreichen kann. Er gewann in seinem Ferrari 500 etwa den GP von Belgien gleich mit zwei Minuten Vorsprung. Diese Bestmarke wird Vettel wohl doch nicht knacken?

Neun Siege in Serie, und zwar in einer Saison, sind aber möglich. In zwei Wochen wartet der GP der USA in Austin, eine Woche später das Saisonfinale in São Paulo, Brasilien. Damit hätte Vettel dann seinen eigenen Punkterekord (392) gelöscht und Schumachers dreizehn Siege in einer Saison egalisiert.


Formel-1-GP von Abu Dhabi

1. Sebastian Vettel (GER) Red Bull 1:38:06,106 Std.

2. Mark Webber (AUS) Red Bull +30,829 Sek.

3. Nico Rosberg (GER) Mercedes +33,650 Sek.

Weiters, 4. Grosjean (FRA) Lotus 34,802 5. Alonso (ESP) Ferrari 1:07,181 6. di Resta (GBR) Force India 1:18,174 7. Hamilton (GBR) Mercedes 1:19,267 8. Massa (BRA) Ferrari 1:22,886 9. Perez (MEX) McLaren 1:31,198 10. Sutil (GER) Force India 1:33,257.

Fahrer-WM (nach 17 von 19 Rennen): 1. Vettel (GER) 347 (Weltmeister) 2. Alonso (ESP) 217 3. Räikkönen (FIN) 183 4. Hamilton (GB) 175 5. Webber (AUS) 166.

Konstrukteurs-WM: 1. Red Bull 513 2. Mercedes 334 3. Ferrari 323 4. Lotus 297 5. McLaren 95.

Nächster GP: USA, am 17. November in Austin.

AUF EINEN BLICK

Sebastian Vettel bleibt auf der Erfolgsspur. Der Vierfach-Champion siegte auch in Abu Dhabi und feierte den siebenten Formel-1-Sieg in Serie. Damit stellte er den Rekord von Michael Schumacher (2004) ein. Mehr WM-Läufe in Folge gewann noch kein Pilot – Alberto Ascari (ITA) triumphierte 1952 und 1953 Saison übergreifend im Ferrari 500 bei neun Rennen. Vettel kann das in einer Saison schaffen, noch warten Rennen in Austin, USA, (17.November) und das WM-Finale in São Paulo, Brasilien (24. November). [ EPA ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2013)

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