Italiens rechtskräftig verurteilter Ex-Premier beklagt die Diskriminierung, der er und seine Familie ausgesetzt seien. Italien will er auch dann nicht verlassen, wenn ihn der Senat Ende November ausschließen sollte.
Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi sorgt wieder einmal mit einer verbalen Entgleisung für Aufregung: Seine Kinder würden sich fühlen wie die Juden unter Hitler, sagte Berlusconi im Interview mit dem Starjournalisten Bruno Vespa: „Sie behaupten, sie begreifen jetzt, wie sich die jüdischen Familien in Deutschland unter Hitler gefühlt haben müssen. Alle sind gegen uns", meinte der Ex-Premier.
Berlusconi wurde am 1. August wegen Steuerbetrugs rechtskräftig zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Drei Jahre wurden ihm nachgelassen, das restliche Jahr wird er wohl mit dem Leisten von Sozialarbeit verbringen. Die Alternative - Hausarrest - hat Berlusconi abgelehnt.
Prozesse am laufenden Band
Der Juden-Vergleich hat sofort den Protest der jüdischen Gemeinde Italiens und der linken Parteien hervorgerufen: Die Aussage sei "unanbebracht, unbegreiflich und beleidigend für diejenigen, die nach unsagbarem Leid jegliches Recht und auch das eigene Leben verloren haben", sagte Renzo Gattegna, Präsident der jüdischen Gemeinden.
"Ich bin 100-prozentiger Italiener"
Berlusconi sagte in dem Interview, dass er Italien auch im Fall seines Ausschlusses aus dem Parlament und des Verlustes seiner Immunität nicht verlassen wolle: „Ich bin ein 100-prozentiger Italiener. In Italien habe ich meine Wurzeln. In Italien bin ich das geworden, was ich bin. Ich bin hier Unternehmer, Mann des Sports und Politiker. Das ist mein Land, das Land, das ich liebe. Ich ziehe es nicht einmal in Erwägung, Italien zu verlassen."
Der italienische Senat entscheidet am 27. November über einen Ausschluss des früheren Regierungschefs aus der zweiten Parlamentskammer. Ein Ausschuss des Senats hatte bereits Anfang Oktober empfohlen, Berlusconi sein Mandat als Senator zu entziehen. Damit verlöre er auch seine Immunität als Parlamentarier, die ihn vor Festnahmen schützt. Dies könnte in weiteren Verfahren von Bedeutung sein, die noch gegen Berlusconi laufen. Unter anderem wird ihm Sex mit einer Minderjährigen vorgeworfen.
Ein Ausschluss Berlusconis aus dem Senat könnte die Koalition von Premier Enrico Letta gefährden, in der Berlusconis Mitte-Rechts-Block mit den linken Demokraten regiert.
Nach dem Ausschluss des italienischen Ex-Premiers aus dem Senat will seine Lebensgefährtin Papst Franziskus ihr Leid klagen. Den Versuch, bei Präsident Napolitano eine Begnadigung zu erreichen, hat sie aufgegeben.
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