Israel legte neue Siedlungspläne auf Eis

Streitpunkt: Israelische Siedlungen im Westjordanland.
Streitpunkt: Israelische Siedlungen im Westjordanland.(c) Imago
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Die Palästinenser hatten gedroht, die Friedensgespräche platzen zu lassen. Es handle sich "nur um potenzielle Baupläne", sagt Premier Netanyahu.

Nach scharfen Protesten gegen Pläne für den Bau neuer Siedlerwohnungen im Westjordanland hat Israel das Vorhaben vorerst auf Eis gelegt. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte am Dienstagabend eine Überprüfung der Pläne an. Die palästinensische Führung hatte zuvor mit einem Abbruch der Nahost-Friedensverhandlungen gedroht. Die USA zeigten sich verwundert über das Projekt.

Israelische Medien hatten von den Plänen zum Bau von rund 20.000 Wohnungen im Westjordanland berichtet. Wie die palästinensische Nachrichtenagentur Maan meldete, führte Chefunterhändler Saeb Erekat daraufhin dringende Gespräche mit Vertretern der USA, Russlands, der Europäischen Union sowie der Vereinten Nationen. Israel trage die volle Verantwortung für die Zerschlagung des Friedensprozesses und einen Gesprächsstopp, sollte es Pläne für den Bau von rund 20.000 Wohnungen im Westjordanland vorantreiben, sagte Erekat.

"Nur potenzielle Baupläne"

In einer Mitteilung von Netanyahus Büro hieß es, die Pläne seien vom Bauministerium ohne dessen Wissen veröffentlicht worden. Der ultrarechte Ressortchef Uri Ariel (Das Jüdische Haus/HaBayit HaYehudi) habe der Überprüfung zugestimmt. Bei allen veröffentlichten Plänen handle es sich nur um potenzielle Baupläne und nicht um Projekte in echten Planungsphasen.

Das Bauministerium teilte zu den Berichten mit, es gebe zahlreiche Baupläne in verschiedenen Planungsphasen für alle Teile Israels. Damit bezieht sich das Ministerium auch auf die palästinensischen Gebiete und Ost-Jerusalem. Letztlich würden jedoch jedes Jahr in ganz Israel nur etwa 25.000 Wohnungen zum Bau freigegeben. Es gebe Gruppen in Israel, die nicht dazu bereit seien, sich mit der Zusammensetzung der Mitte-Rechts-Regierung von Netanyahu und ihrer Politik abzufinden, hieß es in der Mitteilung. "Den Streit nach Übersee zu verlegen, ist dumm und schadet der Demokratie."

US-Kritik an Israel

Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jennifer Psaki, sagte am Abend in Washington: "Wir sind von den Ankündigungen überrascht worden und versuchen derzeit, genauere Erklärungen von der Regierung Israels zu bekommen." Die US-Position in der Frage sei unverändert: "Wir akzeptieren die Zulässigkeit der andauernden Siedlungsaktivität nicht."

US-Außenminister John Kerry hatte in der vergangenen Woche während einer dreitägigen Vermittlungsmission in Nahost den israelischen Siedlungsausbau ungewöhnlich scharf kritisiert. Die Palästinenser hatten gedroht, die im Juli wiederaufgenommenen Friedensverhandlungen zu beenden, sollte Israel die Bauaktivitäten fortsetzen. Israel hat jedoch betont, man habe nie einem Siedlungsstopp zugestimmt und baue nur in Siedlungen, die im Rahmen einer Friedensregelung ohnehin bei Israel bleiben sollten.

(APA/dpa)

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Sollte Israel die Pläne nicht zurückziehen, "wäre dies die offizielle Ankündigung des Endes für den Friedensprozess", reagiert der Palästinenserpräsident auf die neuen Siedlungspläne.

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