Marcel Hirscher: In der Rolle des Serientäters

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Der 24-jährige Salzburger Marcel Hirscher stand in der vorigen Saison in jedem Slalom auf dem Podest. In Levi beginnt heute der Kampf im Stangenwald erneut.

Er hat Ausstrahlung, und er besitzt das gewisse Extra. Nicht nur auf der Skipiste. Er ist ein Denker, ein Tüftler, ein Perfektionist. Und blickt immer in die Zukunft. Nur selten zurück. Dabei hätte er guten Grund, öfter zurückzublicken. Denn da gibt es einige Erinnerungen, die ein Lächeln in sein Gesicht zaubern würden. Aber Marcel Hirscher ist auch ein wenig ein Ungläubiger. Zweimal hat er die große Kristallkugel, die dem Gewinner des Skiweltcups gebührt, gewonnen, im Vorjahr war er Sportler des Jahres, er ist regierender Slalomweltmeister. Im Vorjahr ist er insgesamt 18-mal auf dem Podest gestanden, er hat sechs Siege gefeiert – und ist in jedem Slalom unter den Besten gewesen. Aber Hirscher weiß, dass das alles keine Selbstverständlichkeit ist. Er weiß auch, dass die Konkurrenz nicht schläft. Und ihm den Kampf ansagen will.

Die Slalomsaison startet am heutigen Sonntag im hohen Norden, in Levi beginnt der Kampf im Stangenwald aufs Neue (ORF eins, zehn bzw. 13Uhr). Der 24-Jährige geht als Gewinner des Slalomweltcups in das Rennen, der Torlauf ist seine Paradedisziplin. Die hat er nahezu revolutioniert, da kann ihm kaum ein anderer das Wasser reichen. Hirscher ist im Torlauf das, was der US-Amerikaner Ted Ligety im Riesenslalom ist – eine Klasse für sich. Aber Marcel Hirscher will der Ruhe vor dem ersten Sturm nicht so recht glauben. Und Selbstzufriedenheit kennt er eigentlich nicht. Er will immer schneller sein, immer perfekter, immer uneinholbarer. „Es gibt Verbesserungsvorschläge. Und das ist gut so“, sagt er.

Orientierungshilfe Mario Matt. Das Ausnahmetalent hat in Schweden gut trainieren können. Auch dank Techniktrainer Marko Pfeifer. Marcel Hirscher hat sich angewöhnt, sich vor allem an einem Mann zu orientieren – an Mario Matt. Der mittlerweile 34-jährige ehemalige Doppelweltmeister gilt innerhalb des rot-weiß-roten Slalomteams immer noch als einer der Schnellsten. „Ich hoffe, es täuscht nicht“, sagt Hirscher. „Aber wenn du beim Training bei Mario Matt dabei bist, dann bist du meist nicht gerade langsam.“ Wobei sich Hirscher nicht gerade als Slalomspezialist sieht. Im Sommer hat er auch die langen Latten ausgepackt, er hat es auf der Abfahrt probiert, er hat Super-G trainiert, er hat versucht, im Riesentorlauf Boden auf Ted Ligety gutzumachen. „Die Spezialisten“, so Hirscher, „haben mehr Tore verschlungen.“

Der Salzburger hat in Levi eine stolze Serie zu verteidigen. Der letzte Slalom, den er zwar im Ziel, aber nicht auf dem Podium beendete, war in Kitzbühel 2011. Ausfälle sind bei ihm so selten wie einst bei Ingemar Stenmark. Man muss schon bis zum Weltcupfinale 2012 zurückblättern, um einen zu finden. Damals aber fixierte Marcel Hirscher am Vortag den Gesamtweltcup. Zum ersten Mal in seiner Karriere.

In Levi läuft nicht immer alles so wie gewollt, das ist Hirscher klar. Das hat er auch schon vor dem Rennen der Damen gewusst. Der Hang, oft als Flachstück betrachtet, habe dennoch seine Tücken. Dazu kommen Widrigkeiten wie etwa der Wind. Auch heuer ist für ihn der Schwede André Myhrer Favorit. „Er hat im Training wirklich super ausgeschaut, und das Flachstück ist einfach seine Spezialität.“ Myhrer hat im Vorjahr gewonnen, Marcel Hirscher war Zweiter.

Ob es für Hirscher eine WM-Revanche gegen Felix Neureuther gibt, ist nach der Operation des Deutschen eher nicht anzunehmen. „Schwer zu sagen. Er schaut im Training immer recht unspektakulär aus.“

Für Österreich sind außerdem Manfred Pranger, Benjamin Raich, Manuel Feller, Wolfgang Hörl, Reinfried Herbst, Manuel Wieser und Michael Matt, Bruder von Routinier Mario, am Start.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2013)

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