Dacheinsturz: Riga trauert um 51 Tote

unter den Trümmern werden noch 30 bis rund 70 vermisste vermutet.
unter den Trümmern werden noch 30 bis rund 70 vermisste vermutet.(c) EPA (ANDREJS TERENTJEVS)
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Noch immer werden Menschen unter den Trümmern vermutet. Die Lage an der Unglücksstelle bleibe "äußerst gefährlich".

Die Zahl der Toten nach dem Dacheinsturz in einem Einkaufszentrum in Riga ist am Freitagabend auf mindestens 51 gestiegen. Die Opferzahlen könnten sich jedoch noch stark erhöhen, da nach Angaben von Bürgermeister Nils Usakovs vermutlich noch 30 Menschen vermisst werden. "Vermutlich werden sie alle tot sein", so Usakovs. Zwar hofften die Retter, noch Überlebende zu finden. Allerdings seien die Chancen dafür nach mehr als 24 Stunden "nicht sehr groß".

Die Rettungsarbeiten werden rund um die Uhr fortgesetzt und noch mindestens bis Samstag in der Früh dauern, sagte ein Sprecher im lettischen Fernsehen. Die Helfer müssten noch rund 400 Quadratmeter des insgesamt 1500 Quadratmeter umfassenden Geländes des Einkaufszentrums durchkämmen.

Hoffen auf Lebenszeichen

Rund 100 Menschen versammelten sich am Abend trotz nasskalten Wetters am Unglücksort, unter ihnen auch Angehörige, die weiterhin auf ein Lebenszeichen der Vermissten hoffen. Trotz dichten Nebels harrten sie aus und beobachteten die Rettungskräfte im Licht von Suchscheinwerfern.

In ganz Riga hatten am Abend die Kirchenglocken geläutet, zum Gedenken an die Opfer. In der Innenstadt legten Menschen Blumen und Briefe am Fuß des Freiheitsdenkmals nieder.

Das Dach des Supermarkts am Rande der Hauptstadt Riga war am Donnerstagabend plötzlich eingestürzt, als dort hunderte Menschen ihre Einkäufe erledigten. Knapp vierzig Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums verletzt. Das Einkaufszentrum Maxima war erst im Jahr 2011 errichtet und für einen Architekturpreis nominiert worden.

Jana, eine Zeugin des Dramas, sagte dem lettischen Fernsehsender LNT, sie wisse nicht, was aus den Kassierinnen geworden sei. "Wenn Sie sitzen, haben Sie kaum eine Chance schnell wegzukommen. Alles ist eingestürzt - die Wände, das Dach, alles!"

Feuerwehrleute kamen ums Leben

Bei den Rettungsarbeiten kamen auch drei Feuerwehrleute ums Leben. Ein Dutzend Nothelfer wurde verletzt. "Ich bin stolz auf meinen Vater - er ist gestorben, als er anderen half, ohne an sich selbst zu denken", erklärte Katrina, die bei Twitter von Feuerwehrleuten zitierte Tochter eines der Helfer.

Am Unglücksort versammelten sich Angehörige und Freunde der Opfer bei den Rettungszelten. Einige hatten Blumen und Kerzen dabei. "Mein Sohn ist noch da drunter. Er arbeitete im Einkaufszentrum", sagte eine Frau mit tränenerstickter Stimme. Währenddessen wurden in Leichensäcke verpackte Tote weggebracht.

Warum das Dach des erst zwei Jahre alten Supermarkts einstürzte, war am Freitag weiterhin unklar. Als die ersten Rettungskräfte am Unglücksort eintrafen, stürzten weitere Gebäudeteile ein. Die Lage an der Unglücksstelle bleibe "äußerst gefährlich", sagte der Leiter der Rettungskräfte, Oskars Abolins.

Ministerpräsident Valdis Dombrovskis besuchte die Unglücksstelle am Freitag. Der Staat werde alles tun, um den Verletzten zu helfen und "Entschädigungen zahlen, wo sie geboten sind", sagte er. Der Stadtrat von Riga teilte mit, den Familien jedes Toten 10.000 Lats (14.000 Euro) zu zahlen, jeder Verletzte solle 5.000 Lats erhalten. Auch das Unternehmen Maxima kündigte Zahlungen an.

Dreitägige Staatstrauer

Die Regierung verkündete nach einer Krisensitzung eine dreitägige Staatstrauer, die am Samstag beginnen sollte. Für Montag war um 09.00 Uhr (MEZ) eine Schweigeminute vorgesehen. Es war das schwerste Unglück in dem baltischen Land nach seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991.

(APA/dpa)

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