Konjunktur

IfW-Prognose: Deutscher Wirtschaft droht jahrelanges schwaches Wachstum

Die Wachstumsaussichten für Deutschland bleiben auch auf mittlere Sicht schwach. 
Die Wachstumsaussichten für Deutschland bleiben auch auf mittlere Sicht schwach. Die Presse/Clemens Fabry
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Coronafolgen, Energiekrise und eine alternde Gesellschaft hemmen die Entwicklung der deutschen Wirtschaft.

Die Wachstumsaussichten für Deutschland bleiben nach Prognose des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) auch auf mittlere Sicht schwach. Die Produktionsmöglichkeiten der heimischen Wirtschaft könnten in den nächsten Jahren spürbar sinken und im Mittel dann nur noch Steigerungsraten von jährlich 0,4 Prozent zulassen, wie das IfW am Freitag zu seiner Mittelfristprognose mitteilte.

Das wäre weniger als ein Drittel des langjährigen Durchschnitts von 1,3 Prozent. Eine alternde Gesellschaft und damit der Verlust von Arbeitskräften hemmten ebenso wie die Folgen der Coronapandemie und der Energiekrise.

„Wachstum ist kein Schicksal“

„Wachstum ist kein Schicksal“, sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. „Es gilt jetzt wirtschaftspolitisch diejenigen Standortfaktoren zu stärken, die man selbst in der Hand hat - Stichwort Bildung, Infrastruktur, Bürokratie, Abgabenquote - und so auch für ausländische Fachkräfte attraktiver zu werden.“ Heuer und im nächsten Jahr dürfte die Anzahl der Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, bei 47,1 Millionen Erwerbspersonen stagnieren. Ab 2025 dürften dann mehr Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden, als neue hinzukommen - etwa 200.000 pro Jahr. Dabei unterstellt das IfW bereits eine Nettozuwanderung von rund 200.000 Erwerbspersonen aus dem Ausland, was im historischen Vergleich als eher hoch gilt.

„Deutschland steht mit seiner demografischen Entwicklung nicht allein“, sagte Kooths. In weiten Teilen der Weltwirtschaft stellten sich ähnliche Probleme. „Der Wettbewerb um die Talente der Welt wird damit härter - umso wichtiger wird eine wachstumsstärkende Politik, die den Standort für qualifizierte Zuwanderung und Investitionen attraktiver macht“, so der Konjunkturchef. Ganz wesentlich seien hier eine funktionierende Infrastruktur und ein attraktives Wohnungsangebot in Städten, weil dort die produktivsten Unternehmen angesiedelt seien.

Ohne Wachstum drohen Verteilungskonflikte

„Ohne neue Wachstumsimpulse droht Deutschland eine Phase zunehmender Verteilungskonflikte“, sagte Kooths voraus. „Denn weniger Wachstum engt immer auch die Verteilungsspielräume ein, und die Zahl der Menschen steigt, die im Alter Ansprüche auf Sozialleistungen haben.“ Für heuer erwartet das Institut einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent, dem 2024 ein Wachstum von 1,3 Prozent folgen soll. (APA)

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