Linz: ÖBB wollen Eisenbahnbrücke nicht mehr erhalten

Ab März 2014 dürfen keine Züge, ab Sommer 2014 keine Busse mehr darüber fahren. Auch die Sperre für PKWs droht. Die Brücke ist 113 Jahre alt.

Die ÖBB wollen die Erhaltungsarbeiten an der baufällige Linzer Eisenbahnbrücke einstellen. Ab Mitte 2014 dürfen
keine Busse mehr fahren, was die Linz Linien rund 620.000 Euro pro Jahr kosten dürfte. Zudem droht die Sperre für den Pkw-Verkehr. Die fehlende Donauquerung erhöht den Druck, Baustellen in der Verkehrsplanung - wie die Zukunft der Mühlkreisbahn oder einen Brückenneubau - abzuarbeiten.

Die 113 Jahre alte Brücke ist stark verrostet, eine Sanierung wäre teuer und technisch schwierig. Die ÖBB haben kürzlich die Entlassung aus dem Denkmalschutz erreicht und wollen nun die Erhaltungsmaßnahmen, die sich jährlich mit rund 500.000 Euro zu Buche schlagen, einstellen. Es gehöre nicht zur Kernkompetenz des
Unternehmens innerstädtische Straßenbrücken zu erhalten. Die Stadt und das Land könnten die Brücke aber jederzeit übernehmen, boten sie an.

Umleitung über Voestbrücke

Ab März sollen keine Züge mehr über die Brücke fahren, nach Schulschluss auch keine Busse. Die Linz Linien, die sie derzeit mit zwei stark frequentierten Linien queren, müssten diese dann über die Voestbrücke umleiten, erklärte Geschäftsführer Albert Waldhör im Gespräch mit der APA. Das erhöhe die Fahrzeit, erfordere zusätzliche
Busse sowie Chauffeure und werde pro Jahr etwa 620.000 Euro Mehrkosten verursachen.

Ab Sommer droht auch das Aus für Pkw. Vizebürgermeisterin Karin Hörzing (SPÖ) sieht neben der Stadt auch das Land in der Pflicht, denn viele Pendler würden die Brücke nutzen. Was die Mehrkosten für
die städtischen Linz Linien betrifft, hofft sie ebenfalls auf
"konstruktive Gespräche" mit dem Land. Die Linzer ÖVP, die sich stets für die Erhaltung der Brücke ausgesprochen hat, will die ÖBB mitzahlen lassen: "Sie haben eine wichtige Linzer Verkehrsverbindung verkommen lassen und damit auch ein Denkmal zerstört. Daher ist es
nur logisch, dass die Bundesbahnen nun für eine Ersatzlösung auch zur Kasse gebeten werden", verlangte Klubobfrau Elisabeth Manhal.

Nie zwei Busse gleichzeitig

Hörzing versicherte, man werde wenn möglich die Brücke so lange am Leben erhalten bis eine neue gebaut sei. "Aber wenn die Techniker sagen, aus Sicherheitsgründen können wir das nicht mehr verantworten, dann wird gesperrt", stellte sie klar. Bereits jetzt darf man nur mehr 30 km/h fahren. Wenn zwei Busse gleichzeitig hinüber wollen, muss einer warten, um das Bauwerk zu schonen.

Die Stadt will neben der alten eine neue Brücke für Pkw, Busse, Radfahrer, Fußgänger und eine neue Straßenbahnachse bauen, die dann mittels Verschiebetechnik an den alten Standort gerückt wird. Das hätte den Vorteil, dass die Verkehrsverbindung nur wenige Wochen unterbrochen ist - vorausgesetzt, die bestehende Flussquerung kann noch so lang benutzt werden. Die Kostenschätzung aus dem Jahr 2011
liegt bei etwa 60 Mio. Euro. Vor kurzem hat der Gemeinderat einen entsprechenden Grundsatzbeschluss gefasst, das Projekt soll ausgeschrieben und bis Juni oder Juli ein Vorschlag ausgewählt
werden.

Zukunft der Mühlkreisbahn offen

Ebenfalls mitzudenken ist in der Frage die Zukunft der
Mühlkreisbahn: 2017 läuft ein Vertrag zwischen Oberösterreich und ÖBB aus, dann könnte das Land die Strecke übernehmen. Verhandlungen dazu mit dem Bund wurden bereits aufgenommen. Derzeit wird pausiert,
aber sie sollen nach den Koalitionsverhandlungen fortgesetzt werden, hieß es dazu aus dem Verkehrsressort. Befürchtungen der ÖVP, dass
die Sperre der Brücke für den Zugsverkehr gleichzeitig das Aus der Mühlkreisbahn bedeuten würde, weil die Garnituren zum Service in den Hauptbahnhof gebracht und somit über die Donau verschoben werden
müssten, wiesen die ÖBB auf APA-Anfrage zurück. Die Arbeiten seien auch nördlich des Flusses möglich.

(APA)

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