Die Wiener Austria erzielt in Porto ihr erstes Tor in der Königsklasse, muss aber nach dem 1:1 die Aufstiegsambitionen im Europacup begraben.
Porto/Wien. Ein gewisses Selbstvertrauen war nach drei Zu-Null-Siegen in der heimischen Meisterschaft wieder eingekehrt, die 0:4-Niederlage bei Atletico Madrid vor drei Wochen schien die Wiener Austria gedanklich nicht in den Süden Europas begleitet zu haben. „Wir wollen dieses Spiel gewinnen“, hatte Trainer Nenad Bjelica schon vor dem Kräftemessen mit dem portugiesischen Tabellenführer FC Porto hinausposaunt. Wie schon beim jüngsten 5:0-Sieg in Innsbruck bot der Kroate den gelernten Stürmer Roman Kienast hinter Solospitze Philipp Hosiner auf. Ein gewiefter Schachzug, der sich schon in der elften Spielminute bezahlt machen sollte.
Nach einem Abspielfehler von Danilo nahm Kienast samt Ball Geschwindigkeit auf. Einem Haken folgte ein satter Schuss, die Flugeinlage von Porto-Torhüter Helton blieb ohne Erfolg. Damit war der Bann gebrochen: Im fünften Gruppenspiel durften die Veilchen erstmals über einen Torerfolg jubeln und ersparten sich das bitterböse Schicksal, als drittes Team in der Geschichte der Champions League ohne Treffer zu bleiben. Austrias Führung weckte den schlafenden Riesen Porto, der aber immer wieder an einem überragenden Heinz Lindner scheiterte.
Der kolumbianische Stürmerstar Jackson Martinez fand noch vor dem Pausenpfiff zweimal im Austria-Schlussmann seinen Meister (13./37.). Auch der belgische Nationalspieler Steven Defour blickte nach einem fantastischen Reflex des 23-Jährigen verzweifelt gen Himmel. Die Austria zog sich tief in die eigene Hälfte zurück, verzichtete großteils auf ein frühes Pressing und überließ den Gastgebern die Aufgabe der Spielgestaltung zur Gänze. Diese wussten damit aber wenig anzufangen. Mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedeten 20.000 Fans im schmucken Estadio do Dragao die Heimmannschaft in deren Kabine.
Ein Punkt, der zufrieden macht
Portos Trainer Paulo Fonseca dürfte in der Pause deutliche Worte gefunden haben, denn sein Team präsentierte sich zu Beginn der zweiten Halbzeit weitaus entschlossener. Es waren keine 180 Sekunden vergangen, als der Champions-League-Sieger des Jahres 2004 den Ausgleich erzielte.
Nach einem Eckball gewann Porto zwei Kopfballduelle, jenes zwischen Martinez und Ortlechner führte schließlich zum 1:1 (48.). Lindner war in dieser Situation chancenlos, stand aber weiterhin regelmäßig im Blickpunkt und rettete etwa gegen Lucho Gonzalez (57.). Österreichs Meister wehrte sich mit vereinten Kräften, gefangen in einem taktischen Defensivkonzept und vom Gegner unter Druck gesetzt wollte in der Vorwärtsbewegung aber wenig gelingen. Schließlich waren die Wiener mit dem 1:1, das Lindner mit weiteren Paraden gegen Martinez (83./92.) festhielt, zufrieden.
„Wir dürfen uns freuen. Ein Unentschieden in Porto hätten uns die meisten vor dem Spiel wohl nicht zugetraut“, meinte Philipp Hosiner, der mit seiner Mannschaft aber schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen St. Petersburg keine Chancen auf ein Überwintern im Europacup mehr hat.
Dortmund besiegt Napoli
In der Gruppe F hat Vorjahresfinalist Borussia Dortmund dank eines 3:1-Erfolgs gegen Napoli doch wieder alle Möglichkeiten auf das Achtelfinale. Die Tore für die Elf von Jürgen Klopp erzielten Reus (10.), Błaszczykowski (60.) und Aubameyang (79.). Für Sensationen sorgten Ajax Amsterdam (2:1 gegen Barcelona) und der FC Basel (1:0 gegen Chelsea).
Austria Wien: Lindner - F. Koch, Rogulj, Ortlechner, Suttner (82. Okotie) - Holland, Dilaver (70. Mader) - Royer, Kienast (81. Okotie), Murg - Hosiner.
FC Porto: Helton - Danilo, Otamendi, Mangala, Alex Sandro - Fernando, Defour (46. Varela) - Josue (72. Quintero), Lucho Gonzalez, Lica (65. Ricardo) - J. Martinez.
CHAMPIONS LEAGUE 5. Spieltag
Gruppe E: Steaua - Schalke 0:0, Basel - Chelsea 1:0.
Gruppe F: Arsenal - Marseille 2:0, Dortmund - Napoli 3:1.
Gruppe G: St. Petersburg - Atletico Madrid 1:1, Porto - Austria 1:1.
Gruppe H: Celtic - Milan 0:3, Ajax - Barcelona 2:1.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2017)
