Der Autoverkehr ging mit dem Start der Fußgängerzone zurück – was für eine Überraschung.
Nun hat man es also schwarz auf weiß – seit es auf der Mariahilfer Straße eine Fußgängerzone gibt, fahren dort weniger Autos. Signifikante Rückgänge von Fahrzeugen im Vergleich zum Zustand vor der Verkehrsberuhigung ergab etwa eine Verkehrszählung auf der Straße auf der Höhe Kirchengasse, und auch bei der Zieglergasse, beim Museumsplatz und auf Höhe Stumpergasse ließ der Autoverkehr auf der Mariahilfer Straße deutlich nach. Die Abnahme betrug laut Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou in der Einkaufsstraße insgesamt rund 83 Prozent. Wir wissen also nun, dass dort, wo Autos nicht oder nur eingeschränkt fahren dürfen, weniger Autos fahren. Nicht schlecht, diese Logik.
Doch genug der Polemik, denn natürlich wurden die Verkehrszählungen nicht nur dort durchgeführt, wo Autos heute ohnehin kaum mehr hinkommen. Sondern auch in den Seitengassen der Einkaufsstraße – in die Autofahrer zwar fahren dürfen, aber dafür heute keinen Grund mehr haben, wenn sie nicht gerade dort wohnen. Das ist aus Sicht der Anrainer natürlich ein Erfolg. Ob es für die Geschäftsleute auf der Mariahilfer Straße auch ein solcher sein wird, lässt sich jetzt noch nicht so klar sagen.
Auch noch nicht so klar ist, wie es den Bewohnern der Parallelstraßen geht, die nun den Verkehr schlucken müssen, der früher mehrheitlich über die Mariahilfer Straße geflossen ist. Hier gab es an einigen Stellen nämlich deutliche Verkehrszuwächse – etwa in der Gumpendorfer Straße, der Neustiftgasse oder der Lerchenfelder Straße, die nun vermehrt die Rolle als Durchzugsrouten für den Autoverkehr spielen. Die betroffenen Anrainer haben nur bedingt etwas davon, dass es auf der Mariahilfer Straße selbst jetzt kaum mehr Autoverkehr gibt. Und auch nichts davon, dass laut der Verkehrszählung die Zahl der Autos insgesamt gesunken ist.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2013)